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Zyklopenbaby

Mittwoch, März 28th, 2012 | Author:

Zyklopenbaby ist im Krankenhaus.
Nachdem das Auge immer dicker wurde zur Notaufnahme. “Also wenn Sie da mal nicht direkt mit zum Augenarzt müssen… Wie, der hat Ihnen Aclovir verschrieben?  Nicht Zostax? Also, Zostax. Und gehen Sie sofort in die Augenklinik.”
Nach zwei Stunden Warten in der Augenklinik (eine alte Dame schimpft:”ich war vor denen da. Frech wie Dreck ist das. Frech wie Dreck. Unverschämtheit, Frech wie Dreck.”) Der Doktor: “Was machen Sie denn hier? Sie haben doch in erster Linie ein Hautproblem, da müssen Sie in die Hautklinik!” Zyklobenbaby weint. Am Auge ist ein beginnender Knubbel, der muss täglich überprüft werden.
Rüber in die Hautklinik. Komplett freimachen. Dann die Diagnose: “Sie haben einen Zoster opthalmicus im Gesicht. Sonst scheint alles in Ordnung. Drei Mal täglich intravenös Aciclovir. Haben Sie jemanden der Ihnen Sachen bringen kann?”
Seit dem spärlichen Mittagssnack nichts mehr gegessen, fürs Abendessen bin ich zu spät, die Schwester bringt mir noch einen Diät-Pfirsichjoghurt. Ich spendiere mir selbst noch einen Marmorkuchen aus dem Snackautomaten.
Der Freund bringt Klamotten und Brezeln und Stullen und Nuss-Frucht-Mischung. Juchu! Klamotten inspizieren: Zebrapyjama – check. Hübsche, gemütliche Oberteile- check. Obligatorische Wärmflasche und Kuschelente sind auch dabei, der Freund weiss wie man eine Frau glücklich macht. Dann fällt mir ein gewagtes, durchsichtiges Tüllhöschen in schwarz mit weisser Spitze ins Auge. Nicht gerade das, was ich mir für die kurzfristige Wohngemeinschaft mit einer 80jährigen und dicken Krankenschwestern vorstelle, aber es ehrt mich dass mein Freund nach fast zwei Jahren immer noch denkt ich würde sowas tatsächlich tragen.

Halb acht wecken, Infusion, Medikamente. Mein Magen sinkt immer tiefer. Frühstück? Um neun die Schwester:”Ich wollte das Frühstück abräumen… Wie, hat man Ihnen kein Frühstück gebracht?”  Sie bringt mir ein Tablett, das sie vermutlich einer Omi auf Diät geklaut hat: Einen Pott Kaffee, Süßstoff, Kaffeesahne, ein Brötchen und trockenes Weissbrot, Diätmargarine, Diät-Sauerkirschmarmelade, Magerquark. Die arme Omi.

Ich kriege soviel Besuch, dass ich keine Zeit habe mich zu langweilen und so viele Infusionen dass ich die ganze Woche nur zweimal vor die Tür komme. Als ich wieder zu Hause bin kommt eine SMS von einer unbekannten Nummer mit einem versuchsweise charmanten Witz über meine Krankheit, dem Ausdruck des Bedauerns dass ich wieder weg sei und Genesungswünschen. Unterzeichnet mit Frank. Leider wird die SMS ausversehen gelöscht, so dass ich nicht herausfinden kann welcher der Pfleger da seine Dienstpflicht verletzt hat, aber wenn ich ungeduscht, mies gelaunt und mit monströsem Ausschlag im Gesicht immer noch attraktiv bin darf ich mich wohl freuen. Vielleicht war es ja auch nur meine Zebra-Pyjamahose, das Terry Pratchett Buch auf dem Nachttisch oder das Need for Speed T-Shirt…

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Bettwäschentrennung

Sonntag, Oktober 17th, 2010 | Author:

Io ist ausgezogen. Der härteste Moment war, als wir vor der gemeinsam ausgesuchten Bettwäsche standen. Weiss, mit blauen Mustern drauf, saubere Wohlfühl-Harmonie-Bettwäsche, zwei Kissenbezüge, zwei Bettdeckenbezüge. Eng aneinander gekuschelt lagen sie da im Schrank und es brach uns fast das Herz. Sollten wir diese unschuldige Zweisamkeit jetzt wegen unserer Trennung zerreissen?

“Die können wir doch jetzt nicht trennen…” seufzte Io. Ich seufzte mit.

“Willst du sie zusammenlassen?” Als redeten wir über die Meerschweinchen…

“Hm…Dann behalt du sie doch einfach.” “Nein, nein, das kann ich nicht machen. Nimm du sie beide mit.” “Ja…ich hätte sie ja schon gerne… aber einer von uns kann ja auch neue kaufen…aber das ist nicht das Gleiche.” “Ja, da hast du recht. Was machen wir denn jetzt?” “Nimm du sie.” “Nein, nimm du sie.” “Ok, ich nehm sie. Bist du sicher dass du sie nicht haben willst?” “Hm, eigentlich will ich sie schon…Und wenn doch jeder eine nimmt?”

Wir einigten uns am Ende schweren Herzens darauf unsere Bettwäschen-Sensibilität zu überkommen und die armen Bettwäschen der Gerechtigkeit halber doch zu trennen. Fernbeziehungen sind ja auch heutzutage was ganz Normales, nicht?

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So isset

Samstag, Juli 24th, 2010 | Author:

Viele werden jetzt fragen: Warum das denn? Und es hat doch alles so prima funktioniert? Und das stimmt auch. Aber im richtigen Leben ist das natürlich nicht so einfach, und manchmal, da muss man einfach mal was ändern, damit das Leben weiterfließt, auch wenn es vorher gut war. Und eine Trennung ist natürlich auch nicht so einfach, aber das ist ja jedermann selbst klar, deswegen hier die euphemistische Fassung:

Neulich habe ich gelesen, dass man sich öfter mal von Dingen freimachen sollte, einfach so. Das fand ich eine interessante Idee, also habe ich mich gleich mal von meinem Freund getrennt, mein Portemnaie in der nächsten Kneipe liegenlassen und meinen Schlüsselbund weggeworfen. Man mag jetzt behaupten, dass ich impulsiv sei und zu Extremen neige, aber die Wirkung ist geradezu fantastisch: Ich sehe mehr Freunde, weil mein eigener Kühlschrank leer ist, muss nicht mehr mit zugehaltenen Augen an Geschäften vorbeigehen um dem Kaufzwang zu entgehen, trage keine Verantwortung mehr für einen zwei Kilo schweren Schlüsselbund und auch nicht für einen Mann. Io ist auch froh, weil er nun ungescholten grünkarierte Hemden tragen darf und ein eigenes Zimmer hat, in dem ich keine Klamotten auf den Boden werfen darf.

So isset, sagt der Öcher, und wenn sich dat nich ändert, bleibt dat auch so.

Meine Wohnung wird daher jetzt eine WG und ich caste fleissig Mitbewohnerinnen. Eigentlich würde ich lieber mit einem Mann zusammenleben, weil die unkomplizierter sind, aber eben leider auch selten sozial bzw. wg-tauglich ausreichend zurechtgeschliffen… Also suche ich eine Frau die ein bisschen wie ein Mann ist. Was das wohl über mich aussagt…

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Thermodynamisches Aufräumen

Donnerstag, April 29th, 2010 | Author:

Manchmal kommt Io nach Hause und alles scheint (!) vollkommenes Chaos zu sein. Schränke stehen offen, Lichter brennen, es stehen Eimer in der Badewanne, Klamotten türmen sich auf Bergen auf und ich sitze mittendrin und sortiere Bilder (oder so). Die Sache ist jedoch die, dass Io einfach ignorant ist, was wissenschaftliches Arbeiten angeht, und vor allem die Gesetze der Physik scheinen ihm sehr egal zu sein.

Aufräumen ist nämlich thermodynamischer Unsinn. Das sagte schon unser Physiklehrer damals immer. Das liegt daran, dass nach dem Entropiegesetz eine hohe Konzentration von Teilchen an einem Ort ein instabiles System darstellt, und je zufälliger und gleichmäßiger die Sachen verteilt sind, desto stabiler ist das System. Haben Sie zum Beispiel schonmal versucht, kleinere Gegenstände wie Haarklammern, Heftzwecken, oder Kullis für längere Zeit an einem Ort aufzubewahren? Richtig, es geht nicht. Die Entropie sorgt dafür, dass sie sich immer wieder gleichmäßig im Raum verteilen, und man dann plötzlich an den seltsamsten Stellen  Haarklammern findet.

Wenn ich jetzt also hinginge und ganz plötzlich alles aufräumen würde (was ich hin und wieder tue), dann fände quasi eine schockartige Entropieerhöhung statt und alles sähe binnen kürzester Zeit noch schlimmer aus als vorher, weil die Teilchen mit aller Kraft auseinander drängen. Daher räume ich die Dinge nach und nach auf: Im Badezimmer anfangen, alles kreuz und quer räumen, liegen lassen und woanders anfangen, so lange bis alles in einem gleichmäßigen stabilen und halbwegs ordentlichen Grundzustand ist.

Aber wie gesagt, Io versteht nicht viel von Physik und schüttelt deswegen regelmäßig den Kopf über das, was ich kreatives und thermodynamisch angepasstes Aufräumen nenne. Doch er verzeiht mir, weil ich ihm verzeihe dass er den Küchenschrank unpraktisch findet und deswegen alle Töpfe und Pfannen einfach auf die kleine Holzstehleiter vor den Schrank stellt…

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Post in da haus

Freitag, März 12th, 2010 | Author:

Es klingelte vor zehn Minuten. Normalerweise kommt niemand um diese Uhrzeit einfach vorbei. Genaugenommen tut das auch sonst niemand, diese soziale Unverblümtheit ist durch das Mobiltelefon leider ausgestorben. Selbst die Kinder klingeln nicht mehr irgendwo: “Kann die Nina zum spielen rauskommen?” Nein, man schreibt SMS hin und her: “Kannst du heute spielen?” – “Ich frag mal meine Mutter.” “Ja, aber erst später. Soll ich dann vorbeikommen?” “Ja, aber ruf vorher nochmal kurz an.”

Nur die Post kommt noch einfach so vorbei, ohne anzurufen. Manchmal kommen sie auch nicht und schmeissen dann Zettel rein, dass man nicht dagewesen wäre, und deswegen zwei Stunden auf dem Postamt stehen muss um etwas abzuholen von dem man nichtmal weiss was es ist. Aber so ist das nunmal. Als es also klingelte, wusste ich es ist die Post und machte die Tür auf. Normalerweise ruft es dann immer: “Po-ost.” Doch jemand kam die Treppe hinauf. Ein unerwartetes Paket? Kriegt man da nicht normalerweise einfach einen Zettel?

Ich geh mal gucken. Es sind mindestens zwei, sie wollen eindeutig zu uns nach oben. Durch das Treppengeländer sehe ich einen Typen mit kahlrasiertem Kopf und mit Lederjacke. Undeutlich Aufdrucke und Buttons auf der Lederjacke, das Rasseln von Ketten und Metall. Ich überlege ob wir einen Baseballschläger in greifbarer Nähe haben, und ob es im Notfall auch ein Federballschläger tut.

Es sind nur Polizisten. Sie wollen nur Bescheid sagen, dass sie nochmal im Haus sind. Warum? Wegen Kurt, der wahrscheinlich Drogen nimmt? Wegen dem Drummer, der wahrscheinlich Drogen verkauft? Wegen dem stillen Bahnangestellten, der aussieht als würde er illegale Filme gucken? Gehört die neueingezogene Russin vielleicht zur Mafia? Oder ist es doch wegen dem Typen, der bei uns im Keller wohnt? Ich hab ihn nie gesehen, nur schnarchen hören…

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Auenland goes Phillipines

Montag, Februar 22nd, 2010 | Author:

Eine Woche mit Io auf Dreh in Hamburg, zwischem exzellentem Hotelfrühstück, belegten Brötchen und Fastfood. Der Schnee liegt in meterhohen Wällen an den Strassenrändern, auf den Nebenstraßen dezimeterdickes Eis mit tiefen Rillen. Auf der Alster kann man herumlaufen, ich würde gerne einen Schneemann bauen, aber meine Stiefel sind schon nass. Als es taut, läuft eine Strasse in der Nähe voller Wasser, die gesamte Nachbarschaft patscht in Gummistiefeln und mit Schaufeln bewaffnet durch die riesige Eispfütze und sucht irgendwo unter den vereisten Schneewällen nach den Abflüssen.

Wir gehen in eine Karaokebar auf dem Kiez, ich blamiere mich fürchterlich mit alten Schnulzen, aber dazu sind Karaokebars ja da. Mein schlimmster Alptraum: Jemand singt meine eigenen Lieder besser als ich. Das Schlimmste daran ist, dass die Wahrscheinlichkeit enorm ist. Io sagt ich soll an Bob Dylan denken, viele seiner Songs sind auch nur durch andere Sänger berühmt geworden.

Die Kinder der Leute bei denen wir drehen sind zuckersüß. Selbst die Männer im Team wollen plötzlich alle Nachwuchs haben. Einzige Unannehmlichkeit: Die lieben Kleinen sind krank und laufen wie kleine Bazillenschleudern hustend und schniefend durch die Gegend, patschen einem ins Gesicht und wollen, dass man ihren Lolli probiert.

Jetzt sind Io und ich fürchterlich erkältet, aber morgen früh geht es direkt um halb sechs weiter auf die Phillipinen. Dort sind es zur Zeit verlockende 31 Grad, allerdings muss man erst eine 2-Tagesreise in schleimhautunfreundlichen Flugzeugen, überklimatisierten Schiffen und rumpelnden Jeeps hinter sich bringen ehe man dort ist. Alle sagen “wie toll!” und wie sehr sie mich beneiden, und ich fühle mich unglaublich undankbar. Doch, ich freue mich sehr, aber meine bescheidene Gage ist für mich kein Bonus, sondern Schmerzensgeld für die Reise.

Ich fühle mich ein bisschen wie Frodo Beutlin, der Hobbit aus Herr der Ringe. Ich sehne mich ständig nach dem Auenland, meinem gemütlichen Heim, regelmäßigen Mahlzeiten, viel Natur und einem berechenbaren Tagesablauf, aber ständig kommen mir dabei irgendwelche Abenteuer und gefährlichen Unternehmungen in den Weg. Aber wie die Bewohner meiner Wahlheimat Rock-City immer sagen (und was auch Galadriel zu Frodo gesagt hätte wenn sie die Elbenkönigin von Rock-City wäre):

Wer weiss wofür et jut is… :-)

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Das Klavier und der Hund

Dienstag, Oktober 13th, 2009 | Author:

Ich habe ein pinkes Klavier. Richtig pink. So pink wie ein schamhafter Flamingo oder eine wütende Zuckerwatte. Dieses Klavier steht in meinem Elternhaus, welches gerade verwaist ist, weil mein Vater im Ausland weilt. Nach langer Suche fand ich ein Transportunternehmen, welches das Klavier für schlappe 200 Euro abholen und zu meinem neuen Wohnort bringen würde.

Auch konnte ich den widerwilligen, schlüsselwachenden Nachbarn überzeugen, dem Unternehmen die Türe aufzuschließen. Der Nachbar sträubte sich zunächst, kannte er mich noch als rebellisches verzogenes Kind, dem er wohl zutraute dass es dem eigenen Vater die Bude leerräumen würde. Mich wunderte zwar, was mein Vater in den Augen des Nachbarn mit einem pinken Klavier sollte, aber mit Engelszungen schaffte ich es, ihn zur Mitarbeit zu überreden.

Das Klavier wurde nach einigem hin und her schließlich gestern mit zwei Stunden Verspätung abgeholt, und sollte heute morgen zwischen sechs und acht Uhr geliefert werden. Um halb vier schreckte ich aus dem Schlaf: “Sie sind schon da!” Waren sie natürlich nicht, und ich schlief wieder ein. Um sechs Uhr stand Io auf. “Sind sie schon da?” “Nein.” Die nächsten beiden Stunden verbrachte ich in unruhigem Halbschlaf, ohne jedoch von der Klingel geweckt zu werden. Dann schellte mein Handy. Eine SMS von Io: “Vergiss nicht den Jungs ein bisschen Trinkgeld zu geben.” Na vielen Dank für die Info. Nun war ich wach, wenn auch in desolatem Zustand.

Schliesslich riefen sie um halb neun an, sie wären dann in zwanzig Minuten da. Nach einer Weile schellte es und ein dreckigweisser Sprinter mit zwei schlecht-tättowierten Möbelpackern stand vor der Tür. In dem Sprinter stand ein brauner Holzkasten und ein sorgsam zugedecktes Klavier, also meins. Einer der Möbelpacker stand im Heck und hielt ein abgefallenes Holzstück von dem braunen Kastending in der Hand. Erwartungsvoll sah ich ihn an.

“Keine Sorge,” sagte der, “das kann man wieder dranstecken.” Sorgen machte ich mir nicht, war ja deren Sache. Außerdem wusste ich ja dass man es wieder dran stecken konnte. Woher bloss? Ich sah ihn weiterhin erwartungsvoll an, als er auf einmal begann, das Holzding abzuschnallen. Schreckliches schwante mir.

“Äh!!!!!! Moment mal! Das ist nicht mein Klavier!”

“Wie, dat is nich ihr Klavier?”

“Das ist nicht mein Klavier!”

“Dat hat uns der Nachbar gezeigt und dat stand da im Flur.”

Ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen, dass das diese Verwechslung möglich war, geschweige denn hatte ich mich an das Teil erinnert. Die Möbelpacker hatten das alte, kaputte Harmonium meines Vaters (mit Blasebalg und Registern, Eiche, Anfang 20tes Jahrhundert), welches dieser in jungen Jahren vom Sperrmüll gerettet hatte und welches nun höchstens noch als nostalgisches Dekostück zu gebrauchen war, eingepackt und Hunderte von Kilometern zu mir gebracht.

“Ham wer ja auch gefracht, dat is doch kein Klavier, dat is ne Orgel! Aber der sachte hier gibts kein anderes. Wieder mitnehmen könn wer dat jetz nich.”

Man hätte mich ja mal anrufen können wenn man sich unsicher gewesen wäre. Schliesslich hätte im Auftrag ganz eindeutig “Anfängerklavier” stehen müssen. Jetzt haben wir eine leere Wand im Wohnzimmer, eine leere Wand im Elternhausflur, ein pinkes, einsames Klavier im zugigen Flur eines einsamen Hauses, ein kaputtes Liebhaberstück meines ahnungslosen Vaters im winzigen versifften Kellerraum, und ich 170 Öcken weniger im Portemonaie, zusammen mit dem Versprechen in die hohle Hand dass man die Sache schon irgendwie regeln würde. Maßloser Ärger, und dann ruft auch noch Ios Mutter an und sagt dass der alte, heissgeliebte und treue Familien-Hund eingeschläfert werden musste.

Lächeln, heute ist ein schöner Tag.

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Bohrmaschinenqueen

Freitag, September 11th, 2009 | Author:

Nun habe ich zumindest ersatzweise Internet (danke für den Tipp, Andi). Das Auto ist nur haftpflichtversichert und die Scheibe muss ausgetauscht werden, die Domain gehört immer noch jemand anderem, die Geheimagenten an meiner Universität verweigern mir bislang aufgrund eines Registrierungsfehlers das ‘cum laude’ und der Trommler trommelt circa sechs Stunden am Stück jeden Tag, was zwar gesagt werden muss aber eigentlich nicht schlimm ist, weil es mich nicht sehr stört und ich es vielmehr extrem bewundernswert finde, wobei ich nicht wissen möchte was für Drogen an dieser Leistung beteiligt sind.

Langsam lichtet sich auch das Chaos in der Wohnung, so dass man den Kamin bald vielleicht auch sehen kann und er nicht durch Kisten verdeckt wird. Ich darf mich jedenfalls mit Fug und Recht bald als Bohrmaschinenqueen bezeichnen. Fast hab ich mich schon an die drei Quadratmeter voller Werkzeug in unserer Küche gewöhnt…

Da wir ja nun einen Kamin und eine große Küche haben und die Zeit der Gemütlichkeit immer näher rückt, haben Io und ich beschlossen uns nicht daran zu stören dass wir nicht auf dem Land wohnen, und allerlei Früchte mit Schnaps aufgesetzt. Man muss ja vorsorgen und sich ein wenig Sommer in die karge Zeit mitnehmen. Aus dem Garten von Ios Eltern wurden wir mit massenweise Johannisbeeren versorgt, die nun mit Kandiszucker, Fenchelsamen und Anis in Korn eingelegt auf der Fensterbank stehen. Als Experiment haben wir zusätzlich noch einmal Mango mit Chili aufgesetzt, einmal Brennesseln mit Walnüssen und in einem anderen Gefäss Datteln mit frischer Minze und Kardamon. Das Ganze muss nun mehrere Wochen lang stehen. Ich bin sehr gespannt…

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Ruhrpottblues 2

Montag, September 07th, 2009 | Author:

Kurt hatte Donnerstag einen schlechten Tag. Zumindest nehmen wir das an, da er uns per Bassregler eine mehrstündige und leider sehr geräuschvolle Fussmassage verpasst hat. Möglicherweise war es aber auch nur die Einleitung zum Wochenende. Ich weiss nicht ob es gut oder schlecht ist, dass Kurt sich zumindest an die Ruhezeiten hält und nach zehn sowie Sonntags leise dreht, hören tut man das Gewummer nämlich leider immer noch. Auch als ich Samstag morgens um sechs Uhr wach wurde und Gewummer vernahm, platzte mir fast der Kragen, obwohl es nicht sehr laut war, nur eben immer ein bisschen da.

Io und ich diskutierten ob wir, solange die meisten Kisten noch zusammengepackt sind, einfach direkt wieder ausziehen oder ob wir lernen könnten damit umzugehen. Gegenüber vom Haus gibt es den Zenkreis e.V., dort könnte man innere Ruhe lernen. Oder man nimmt es als sportliche Herausforderung und geht Laufen wenn einen die Wut packt. Gegenlärmen ist jedenfalls keine Alternative, auch wenn wir einige üble Platten, fette Subwoofer, einen exzellenten Verstärker und den Vorteil der Box-Bodennähe zur Verfügung hätten. Besser ist es wahrscheinlich wenn wir Kurt einfach mal auf ein Bier einladen und ihn nett fragen ob er zumindest den Bass rausdrehen kann. Wir hoffen auf Verständnis weil Kurt selbst nämlich äußerst lärmempfindlich ist was Palaver im Treppenhaus angeht, und wir haben schon vermutet dass er die Musik nur als Gegenmaßnahme zum Drummer von unten aufdreht.

Der Drummer von unten ist leicht aggressiv, sieht aus wie Rob Zombie, hat alle seine Fenster mit psychedelischen Mustern zugemalt, verkauft dem Anschein nach Drogen an Halbwüchsige die verschüchtert durch den Hausflur tapsen, und trommelt täglich mehrere Stunden am Stück. Zum Glück bekommen wir in unserer Wohnung kaum etwas davon mit.

Die Wohnung selbst wird immer schöner, traumhaft sogar, aber zur Zeit packe ich nur leicht verhalten die Kisten aus…

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Küchenträume

Mittwoch, September 02nd, 2009 | Author:

Sechs starke Männer haben im Schweisse ihres Angesichts meine 600 Kilo schwere Waschmaschine ins Dachgeschoss getragen. Wahrscheinlich reden sie die nächsten zwei Monate nicht mehr mit mir.

Io und ich machen Arbeitsteilung: Er baut die Küche auf und schliesst Herd und Spüle an während ich simultan koche – mit Gehörschutz. Da sich unsere Beziehung gestern jährte gab es Feinkost: Feigen mit Schinken als Entree, Garnelen in einer rotweingespritzten Kokosnuss-Ingwer Soße mit Aubergine, Zucchini, Champignons, Zuckerschoten & Möhren, dazu Basmati-Reis, als Nachtisch Tiramisu und ein leckerer Tempranillo – meine neue Lieblingsrebsorte. Interessanterweise hatte ich das koenästhetische Gefühl, das der Gehörschutz meinen Geschmackssinn beim Abschmecken leicht beeinträchtigt hat… trotzdem ist es gut geworden.

Io und ich haben die falsche Arbeitsplatte gekauft. Sie ist hübsch, ohne Frage, und sie war billig. Leider passt sie entgegen unserer Annahme nicht zur Buchenholzfront der Küche, was äußerst ärgerlich ist. Die Küche ist riesig udn wunderschön, aber nun wird die gestalterische Harmonie empfindlich durch diesen Widerspruch gestört, wenn man es bemerkt. Vielleicht bemerkt es ja keiner. Aber tödlich ist allein der Gedanke, dass jemand sich heimlich über unsere geschmacklose Küche lustig machen könnte. Noch schlimmer ist aber die Vorstellung von einem Gastgeber, der sich allererstes für seine Arbeitsplatte entschuldigt und darauf hinweist dass es sich um einen Unfall handelt. Nun, gut es ist unangenehm. Aber wir sind äußerst glücklich. Wenn man bei Kerzenlicht unter der Dachschräge in sitzt und die Sonne an der Skyline untergehen sieht, dann fällt die unpassende Arbeitsplatte sowieso gar nicht auf.

Ja, wir haben großes Glück. Der Garten hinter dem Haus ist heruntergekommen, zugewachsen und zugemüllt. Und doch, ein Traum. Er ist klein, aber liegt zur Südwestseite raus. Es wächst ein Zierwein dort, wilde Erdbeeren um die Treppenstufen, Hagebutten, Himbeeren, ein Fliederstrauch. Drumherum sind kleine Holzzäune, Bäume und noch mehr Gärten. Ein verwunschener Garten. Genauso verwunschen wie das Treppenhaus, dessen schwarzer Stein ohne den ganzen Dreck, Staub und Kippen wahrscheinlich einer Treppe zu Valhalla würdig wäre. Wir sind sehr glücklich.    

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