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Tasmasienkrisenversiebung

Donnerstag, Januar 08th, 2009 | Author:

Wollen meine Freunde zu Hause mich einklich wieder haben? Und haben die dann ueberhaupt noch Zeit? Und wollen die ueberhaupt Fotos von Kaenguruhs und dem schoensten Sonnenuntergang der Welt sehen? Haben die ueberhaupt Lust auf besinnungslose Die Aerzte – Partys, Hamburger mit roter Beete, und eine feiste sommersprossige Weltverbesserin?

“Ich hatte leider keine Zeit deinen Blog zu lesen…du weisst ja, so viel zu tun…”

Ich sitze in Tasmanien, und mein Arsch tut weh. Mein einziger Trost ist dass der von meinem Freund noch viel mehr weh tut, wir haben naemlich gestern einen Ausritt (auf Pferden) im tasmanischen Busch gemacht. Mein Pferd fand Galoppieren unheimlich toll, und hat das dann auch immer wieder gemacht wenn man nicht aufpasste. Ich sass oben drauf, in Sattel und Maehne festgekrallt und die Fuesse in den Steigbuegeln verknotet und konnte mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen wie ich als Sechsjaehrige voellig unbeeindruckt auf galoppierenden Pferden stand (!) und sonstige Akrobatik machte. Es war trotzdem super! 

Unsere dreitaegige Mietwagenexkursion war faszinierend. Obwohl wir kaum aus dem Auto rausgekommen sind, weil die Zeit doch sehr knapp war, hatten wir das Gefuehl sehr viel gesehen zu haben. Tasmanien sieht aus wie Schottland, Norditalien, Nevada, Jugoslawien, China,  Afrika, Fangorn, die Karibik und das Allgaeu, und das Bier ist grossartig, grossartig, grossartig!  

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Von Alice Springs nach Sydney

Mittwoch, Dezember 24th, 2008 | Author:

Erst ein Tag or der Ankunft meines Freundes fiel mir auf: Wenn er Montag abends losfliegt, und es hier zehn Stunden später ist, wie kann er dann Dienstag morgen hier ankommen? Eine ausfuehrliche Studie der Flugunterlagen offenbarte, dass die Ankunft Mittwoch Morgens erfolgen würde, drei Stunden bevor unser Flug zum Uluru (Ayers Rock) gehen sollte… also ab ins kalte Wasser.

Mittwoch: Freund abholen, ins nächste Fugzeug steigen, in der Wüste aussteigen. In der Wüste regnet es, alles ist grün. Wir haben “Safari in Style” gebucht, Sonnenuntergang mit Sekt und Häppchen am Uluru, nur ohne Sonne, da sind Wolken davor. Unser deutscher Guide nennt den “Sonnenuntergangsparkplatz” liebevoll den “Zoo”. Mein Magen spielt verrückt und es gewittert die ganze Nacht, letzteres ist romantisch, ersteres nicht.

Donnerstag: Fünf Uhr aufstehen, Sonnenaufgang am Uluru. Ab zum Sonnenaufgangsparkplatz, ohne Sonne, mit Regen, lange Hose. Nach ein paar Stunden hört es auf, wir umwandern die Basis des Felsens, das sind ca 9km. Überall sind Matschpfützen, kleine Seen, Wasserfälle kommen den Fels herunter. Wir ziehen die Schuhe aus, erstens weil mein Freund meint dass wäre eine sprituelle Erfahrung, zweitens, weil sonst Wasser reinlaufen würde. Nachmittags fahren wir zum Kings Canyon, fünf Stunden im Bus. Ob wir dableiben koennen erfahren wir allerdings erst nach einer Stunde, weil die einzige Strasse dorthin überflutet ist und nicht sicher ist ob das Wasser steigt oder fällt, und unser Bus nur durch 1m tiefes Wasser kommt… *hüstel*

Freitag: Wir umwandern Kings Canyon, was noch viel schoener und spektakulärer ist als der Uluru. Danach geht es nach Alice Springs. Dort ist es ein bisschen traurig, die Kluft zwischen den Kulturen ist dort sehr offensichtlich. Es ist nicht annähernd so heiss wie es sein sollte, und ich muss ein Jäckchen zum Frühstück am nächsten Morgen anziehen.

Samstag: Flug nach Adelaide, Camper abholen, raus aus der Stadt. Links fahren klappt ganz gut, nur die rechte Hand erleidet einige Prellungen durch unreflektierte Schaltversuche jenseits der Fahrertür…

Sonntag: Die Landschaft sieht überall gleich aus, wir fahren gen Süden. Links vertrocknetes Gras und Kühe, rechts vertrocknetes Gras und Kühe. Eine einzige Strasse, die geradeaus geht. Stundenlang. Plötzlich ist vor uns eine Mauer. Dahinter das Meer, völlig unverhofft. Wir campen in einem kleinen Fischerdorf auf dem Parkplatz von einem Pub und freunden uns mit ein paar Farmern an. Einer ist ehemaliger Bullriding-Champion, kifft wie ein Schlot und fliegt mit einem kleinen Flieger zur Kneipe. Mein Freund hat anscheinend ein neues Hobby. Er sammelt Tannenzapfen.

Montag: Beim Losfahren kommt uns plötzlich ein Auto auf unserer Spur entgegen. Mein Freund sagt “Ups” und schwenkt hinüber auf die linke Strassenseite. Jaja, Männer am Steuer. Wir sehen unsere ersten Känguruhs – tot auf der Strasse, sechs Stück, innerhalb von nur 15 km. Unseren ersten Wombat, tot auf der Strasse. Wir sind ein bisschen geschockt.

Wir fahren die Great Ocean Road entlang. Spektakuläre Küstenlandschaft, zumeist bei Regen. Erst als wir bei den berühmten 12 Aposteln, Sandfelsen die vor der Küste aus dem Meer ragen, ankommen, klart es auf. Das müssen wir nutzen, denken wir und machen völlig spontan einen Helikopterflug um die Felsen. Grossartig!

Dienstag: Es ist kalt und regnet. Wir besuchen einen Nationalpark wo der Eintritt teuer ist, laute Touristen rumlaufen, und es Koalas geben soll. Die haben sich allerdings vor dem Regen versteckt. Abends finden wir ein unglaublich hübsches kleines Nest an der Küste, nahe an einem Fluss. Am Caravanpark empfiehlt man uns zur Dämmerung eine Stelle 6 km nördlich aufzusuchen. Auf der Fahrt dorthin sehen wir nicht nur dutzende Koalas und einen Ameisenigel, sondern endlich auch unsere ersten lebendigen Känguruhs! Im Dunkeln koennen wir dann später Riesenglühwürmchen in ihren Lichterstädten unter dem Riesenfarn am Wegrand beobachten!

Mittwoch: Es ist immer noch kalt und regnet. Wir fahren nach Melbourne, essen zu Mittag und fahren wieder raus aus der Stadt. Es ist schön überall, auch an unserem neuen Campingplatz, aber es ist kalt und es regnet und wir langweilen uns im Camper.

Donnerstag: Nachdem wir lange gefahren sind ohne dass das Wetter besser wurde, und uns selbst unser Abendessen in einem ollen Tourikaff langweilt, beschliessen wir rebellisch, einfach weiterzufahren, Richtung Norden, wo das Wetter besser ist und Sydney nicht mehr so weit. Zunächste kommen uns noch ab und an ein paar Trucks entgegen, später gar nichts mehr, für Stunden. Es ist stockduster, die Strasse ist unberechenbar, die Bäume am Wegrand gruselig, Dörfer oder Häuser nicht vorhanden. Wir halten an einem Trucktsop und warten auf das Morgengrauen.

Freitag: Der Sonnenaufgang ist wunderschön, wir sind in den Snowy Mountains, den Bergen unterhalb von der Hauptstadt Canberra gelandet. Hier ist es zwar kalt, aber es regnet nicht! In Canberra ist es sogar fast warm, wir gehen ins National Museum (splendid!) und fahren danach ans Meer. Neben unserem Camper grast eine ganze Herde Känguruhs, zwei haben Babys im Beutel!

Samstag: Back to Sydney!!! Beim Auspacken purzeln etliche Tannenzapfen aus dem Camper. Ich rechne das ganze hoch, und warne meinen Freund dass er mit 35 Tannezapfen wahrscheinlich nicht durch den Zoll kommt. Beim Blinken mache ich immer noch die Scheibenwischer an.

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Pack die Badehose ein…

Montag, Dezember 08th, 2008 | Author:

Strand, Sonne, Meer. Leider meistens allein, weil alle arbeiten müssen. Man muss sich hier nur in einen Bus oder einen Zug setzen und kommt irgendwo an einem wunderschönen idyllischen kleinen Ort an, wo es Fish & Chips und weisse Sandstrände und Blumen und Palmen gibt. Ich merke immer wieder wie selbstverständlich mir das alles vorkommt, ich wohne hier in Sydney, und so kommt der Urlaubszauber nicht so richtig auf. Aber ich lasse mich davon nicht beirren, gibt es doch noch so viel zu entdecken! Leider bleiben mir nur noch ein paar Tage, zwei, um genau zu sein. Ich fange langsam an meine Sachen zu sortieren. No way das alles in meinen 20 Kilo Koffer zu bekommen! Wie ware es mit drei Umzugskisten voll? Ich könnte eine Kiste zurück nach Hause verschiffen lassen, aber ist mir der Kram den ich schicken würde die 150 Euro tatsächlich wert? Es wird mir schwerfallen mich von meinen drei Handtüchern zu trennen, immerhin haben sie mich hier aufs Treueste begleitet, und die Anhalterbibel “Don’t Panic” sagt schon dass man nie ohne Handtuch reisen sollte! Wenn ich es jetzt so überlege ist eines davon sogar sowas wie mein Lieblingshandtuch, soll ich das wirklich aufgeben nur um ein olles Blüschen oder ein einmaliges Sommerkleidchen mehr mitnehmen zu können? WAAAAAAH!

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So ein Tag…

Mittwoch, November 26th, 2008 | Author:

Kühl, aprilmässig, seit Wochen. Ich wünschte das Wetter würde sich entscheiden, und ich könnte mich ENTWEDER an Winter ODER Sommer gewöhnen.

Zudem ist heute so ein Tag. Es gibt Tage, da schaut man aus dem Fenster und es fällt einem nichts ein, ausser dass es Tage gibt an denen man aus dem Fenster schaut und einem nichts einfällt. Das hier ist nicht so ein Tag. Dies ist ein Tag zum weinen und verzweifeln, ein Tag an dem ich feststelle dass ich möglicherweise 30% Steuern zahlen muss und statt unverschämten 20 Dollar die Stunde nur noch 14 verdiene, dass mein Hintern vom sitzen wehtut, dass ungefähr siebentausend Dokumente ausgefüllt und irgendwo hingeschickt werden müssen, wozu aber keine Zeit bleibt, und es viel mehr Spass macht Moe’s Fussballmannschaft zu unterstützen (wir haben 8:1 gewonnen und ich habe massgeblich zu Torchancen beigetragen), Opossums in Mülltonnen zu beobachten und die Küste entlang zu schlendern als zu arbeiten.

Das ist nämlich was ich quasi ununterbrochen mache, mir den Arsch abarbeiten (fuck! 30 % Steuern!!!), essen, schlafen und zählen. Ich zähle die Tage. Noch dreizehn Tage bis ich nach fünf langen Monaten endlich meinen Liebsten wiedersehe. Noch vierzehn Tage bis ich meine kleine Familie hier verlasse um auf Reisen zu gehen. Noch sieben Wochen bis ich endlich wieder zu Hause bin, bei meiner Familie und all meinen Freunden, die ich höllisch vermisse. Ich vergesse oft dass ich in einer fremden Sprache spreche, und trotzdem fehlt mir etwas.

Aber wie soll ich diese Stadt verlassen, wo man Takeaway für zwei fuffzig bekommt, wo Express-Busse (limited stops!) nach Avalon fahren und die Häuser von britischer Schnuckeligkeit sind, wo es mehr Konzerte in der Woche als Bushaltestellen gibt, wo alle Leute sich mit “Kumpel” ansprechen, wo überall Palmen und wuchtige alte Bäume stehen, wo man eine einstündige Massage für ein paar Dollar bekommt, in zehn Minuten am Strand ist (na gut, ok, in 20 Minuten) und überhaupt alles was man sich wünschen könnte weniger als eine Stunde entfernt ist?

Ich weiss nicht. Moe sagt dass nur zwei Dinge im Leben sicher sind: Der Tod und die Steuer. Vielleicht sollte ich aufs Geld pfeifen und die letzten Tage hier ein bisschen auskosten, meinen Kram regeln und so viel ausspannen wie ich kann bevor es auf die grosse Reise geht!

Die grosse Reise fängt am 10. Dezember an. Wir fliegen zum Uluru, auch bekannt als Ayers Rock, und machen eine dreitägige Outbacktour. Nach Darwin können mich die extremen Temperaturen hoffentlich nicht mehr schocken. Mit einem Camper fahren wir dann neun Tage lang die Südküste entlang zurück nach Sydney, wo wir über Weihnachten bleiben. Nicole hat uns zu ihrer Familie eingeladen, was süß ist, aber fünf Kinder involviert… Letztes Highlight ist zwei Wochen Tasmanien und dann am 10. Januar meine Abschiedsparty.

Ich glaub ich muss meine Mama anrufen.

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Ihr Kinderlein kommet…

Sonntag, November 23rd, 2008 | Author:

Es weihnachtet sehr. Menschen trage kurze Kleidung und die Supermärkte sind voll amerikanischster Weihnachtsdekoration. Weihnachten isst man hier Fisch und anderes Meeresgetier, weil es angeblich zu warm für Braten ist. Das mit der Sommerhitze halte ich aber für ein Gerücht. Ja, vor ein paar Tagen war es mal zwei Tage heiss. Den Rest der letzten zwei Wochen hat es geregnet und war es kalt. So auch dieses Wochenende, an dem Nicole mich mit zur Central Coast nahm, wo sie herkommt. Leider hatten wir auf etwas besseres Wetter gehofft, und ich hatte Nicole geglaubt dass es trotz Regen auf jeden Fall warm sein würde. Leider war das nicht der Fall und ich fror mir zwei Tage lang rund um die Uhr den ab.

Trotzdem war es schön. Wir liefen stundenlang durch den Regen, einen Klippenpfad entlang, an dessen Rand im Busch schwarzverkohlte Bäume zwischen tausender schneeweissen Blumen hervorragten. Nach rechts sah man aufs weitoffene Meer, das in nebligen Dunst verschwand. Schroffe Schönheit und in Hauch düstere Mystik. An einer Felsküste beobachteten wir Pelikane und die schäumende Gischt, die meterhoch an den Klippen emporspritzt, und das Wasser, das durch die Löcher im Gestein gespült wird und über die Steine flutet. Aber ich will euch nicht mit Landschaftsbeschreibungen langweilen.

Eigentlich wollte ich mich beschweren, denn der Rest des Wochenendes war ein ziemliches Disaster. Dabei schien es Samstag noch recht vielversprechend anzufangen. Mein Chef nahm es gefasst hin, dass ich (kleine Notlüge miteingeschlossen) nicht dableibe, sondern zurück nach Deutschland gehe. Tapfer quälte ich mich durch drei weitere Fotoshootings mit Kleinkindern, die bespasst werden wollen, kreischen und weinen, Bälle werfen und zu der Kinder-CD herumhüpfen die ich schon das achte Mal diese Woche auf voller Lautstärke gehört habe. Dazu kommen die Eltern, die bei Laune gehalten werden müssen und sich nach einer zweistündigen Stresstortur noch in einem aufwendigen Auswahlprozess mit ungeschultem Verkauspersonal (Fotografen sind einfach keine Businessleute, und Cheffrauen immer zu geldgierig) für Fotos entscheiden müssen bei denen der kleinstmögliche Print 150 $ kostet.

Das kostet Nerven. Mit Freude sah ich dementsprechend einem entspannten Weiberabend an der Centralcoast mit Nicoles Freundin Shae entgegen, der viel gutes Essen und Wein beinhalten sollte. Aus irgendeinem Grund hatte ich nicht vorhergesehen dass Shaes hyperaktiver vierjähriger Sohn keinen Babysitter hatte, sondern aktiver, sehr lauter Teil unseres Abends sein würde. Der Kleine jellte alles was ihm einfiel (und das war eine Menge) in trommelfellzerfetzender Lautstärke heraus, und schon nach zwei Minuten im Auto betete ich, dass dies schnell ein Ende finden möge. Insbesondere hatte er sich den fruchtlosen Befehlston seiner Mutter angeeignet und gab seinen Wünschen laustark und von einem “NOW!” begleitet Ausdruck. Einzig wirksames Erziehungsmittel schienen gefakte Telefonanrufe der Mutter an die Polizei und Oma zu sein.

Verkaterte Mama und Kind hatten am nächsten Morgen Cornflakes zum Frühstück und mir war kotzeschlecht vor Hunger als wir nach elend langer Vorbereitung, Duschen, Anzieherei und Rumfahrerei in einem Cafe auch endlich etwas zwischen die Zähne bekamen.
Ich war heilfroh danach Mama und Kind zu verlassen, und war beruhigt das Nicoles kleine Nichte, die wir mit auf unsere Tour nahmen, ein ruhiges, nettes Kind ist. Ich war auch froh endlich im Zug zu sitzen, wo die anwesenden Kinder nicht zwei Stunden lang direkt in mein Ohr schrien, sondern ein paar Sitze weiter. Am allerfrohesten war ich aber als wir wieder in Sydney waren.

Meistens machen einen die Eltern und ihr Verhalten noch wütender als die Kinder. Unzählbare Male habe ich in den letzten zwei Wochen gedacht: “never!”. Aber was die ganze Situation vertrackt macht ist der andere Gedanke, dass man es selbst besser machen könnte, und wenn man all die wundervollen Familienfotos sieht, aus denen einen lachende Eltern (mit tiefen Augenringen die ich aber ja wegretuschiere) und süßeste Kinderlein anschauen, bekommt man doch manchmal ein oder zwei Sekunden lang Hormonwallungen…

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Ausfluk

Dienstag, November 18th, 2008 | Author:

Heute habe ich einen Ausfluk gemacht. Nachdem ich gestern meinen ersten freien Tag seit einer Woche in Selbstmtleid verbracht hatte, beschloss ich heute, mal eine Ecke Sydneys zu erkunden in er ich noch nicht gewesen bin. Das ist nicht sehr schwer, denn Sydney ist so gross dass man sein Lebtag braucht um alles zu sehen.

Zuerst stattete ich jedoch der deutschen Botschaft einen kleinen Besuch ab, zwecks Übersetzung meines Führerscheins. Die Gebühren werden geschickterweise nicht in Dollar berechnet, sondern in Euro, der Lappen kostet 30€ im aktuellen Wechselkurs, also fast 60$. Autsch. Aber ich tröste mich, man kann ja nicht immer vom Kurs profitieren. Von der Repräsentation unseres Landes, die sich zunächst auf einen kleinen, in typisch deutschem, zeitlos ockerbeigegrauen Amtdesign eingerichteten Warteraum beschränkt, war ich alles andere als begeistert. Dies lag nicht nur an der allgemeinen Einrichtung, sondern auch im besonderen an dem überdimensionalen Bild welches in besagtem Warteraum hing, und dessen Kompositions und dominierendes Muster nur mit allergrösster Mühe NICHT als Hakenkreuz gedeutet werden konnte. Vielleicht verleumde ich gerade grosse Kunst, vielleicht bin ich auch paranoid, aber diese Art von Assoziationen will man doch gerade im Ausland vermieden wissen. Jedenfalls darf ich jetzt überall in Australien Auto fahren… (rechts ist da wo der Daumen links ist, oder wie war das?)

Davon abgesehen dass ich schon bis dahin so viele Busse und Züge verpasst habe und soviel schief ging dass ich mir zum Trost ein Milky Way kaufen musste (was sich ärgerlicherweise nicht als normales Milky Way herausstellte, sondern irgendeine komische Schokokaramell-Mischung) war es ein grossartiger Tag. Ich verbrachte Stunden damit die Südspitze der Sydneyer Bucht zu erobern, blütenüberwucherte und von Bäumen überschattete Felspfade entlang zu wandern, die an hübschen weissen Stränden mit blauen Wellen und kleinen Fischerhäfen vorbeiführten. Am Shark Bay kaufte ich mir ein frischgetoastetes Sandwich und setzte mich neben einen Landschaftsmaler an den Strand. Es war ziemlich windig, und überall balgten sich die weissen Möwen. Das Ganze erinnerte mich irgendwie an die Meeridylle in der Schlussszene von Loriots “Papa Ante Portas”.

An manchen Stellen ging es über normale Straßen, an denen moderne Villen wie kleine Festungen mit perfektem Design und Hochsicherheitstoren residierten. Hier müssen Sydneys Stars und Millionäre wohnen. Am äussersten Ende der Südspitze gibt es keine Strassen mehr, nur noch Pfade, und am Ende steht ein kleiner, rotweisser Leuchtturm oberhalb der Klippen, an die unten tosend die Wellen krachen. Als ich dort ankam war meine Speicherkarte bereits voll und meine Beine taub vor Müdigkeit. Aber es half alles nichts, zurück in den Ort musste ich ja doch. Und was gibt es Besseres, wenn der Wind den ganzen Tag an einem gezerrt hat, die Sonne einen verbrannt hat und die Muskeln erschöpft sind als ein kühles Bier in Watsons Bay? Richtig, nichts.

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Kakadu 02

Freitag, Oktober 31st, 2008 | Author:

Unser Guide Jen weckte uns morgens um sechs, sie hatte schon eine Zigarette im Mund und sah nicht so aus als wäre sie jemals zu Bett gegangen. Es war bei unter 30 Grad noch angenehm kühl, und frischer Tau lag auf unseren Zelten. Nach einem knappen Frühstück saßen wir auch schon wieder im Jeep, auf dem Weg zum Jim Jim Creek. Diesmal ging es über einen richtigen 4 Wheel Drive Track, was sowas bedeutet wie: Halt dich gut fest, halt deinen Kopf von harten Gegenständen fern, klemm deine Beine unter den Sitz und versuch dich nicht zu erbrechen. Da wir alle jung und fit waren fuhr Jen wie ein Berserker. Dazu dröhnte, wie auch den ganzen Rest der Reise, Old School Rock aus den Lautsprechern. Es war grossartig! Insgesamt legten wir um die 20 km auf diesem Track zurück, was fast eine Stunde dauerte.

Am Jim Jim Creek fuhren wir mit einem Boot fuhren zwischen hohen Felsschluchten hindurch zu einem verborgenen kleinen Idyll mit grossen Steinen, Sandstrand, grünblau schimmerndem Wasser und einem fast ausgetrockneten Wasserfall. Es waren einige andere Touristen dort, was den Ort weniger abgelegen erscheinen liess als er tatsächlich ist. Ein bisschen weiter entfernt am Ufer lag eine Krokodilfalle, ein langer Drahtkäfig in dem sich ein Schweinebein befand. Jen erklärte uns dass die alte Geschichte, Krokodile würden kein frisches Fleisch mögen, nicht stimmt. Krokodile lieben frische Menschen! Sie kriegen nur keinen ganzen auf… Ein Krokodil ist nach einem Unterarm vollgefressen. Den Rest hebt es dann für schlechte Zeiten auf, bzw. um mit dem alten Fleisch frische Beute anzulocken.

Anschliessend fuhren wir über weiter 9 kilometer Schotterpiste (und wir reden hier von Motocross-tauglich) bis zu den Jim Jim Falls. Dieser Ort war nicht ganz so zugänglich wie die anderen, aber bei weitem der Schönste von allen. Zwar war es nur ein Kilometer, den wir zurück zu legen hatten, aber der dauerte über eine halbe Stunde, und es war brüllendheiss. Der sandige Pfad wandelte sich bald in steiniges Terrain um, das von Regenwald umgeben war. Hier und da flatterten Schmetterling, und es gab traumhafte Buchten. Die Steine wurden immer grösser, bis sie irgendwann so gross waren, dass man mit Händen und Füßen darüberklettern musste. Die letzten Steine waren riesige Felsblöcke, die schwarz und grau emporragten und in den unmöglichsten Winkeln herumlagen.

Endlich kamen wir an Ende der Schlucht, wo ein majestätisches Becken lag, tief, dunkel und klar. Von hinten war es von 200 Meter hohen Felswänden umgeben, vorne durch das Felsenmeer abgeschlossen und vom Rest der Welt verborgen. Die Steine waren brennendheiss unter unserem Füßen, das Wasser kühl und das Echo gewaltig. Jeder Laut hallte durch die ganze Schlucht, das Lachen eines Kindes, das Plätschern des Wassers. Wir schwammen bis zum hinteren Ende, wo sich in der Regenzeit ein rauschender Wasserfall in das nun stille Becken ergiesst. Jetzt konnte man am Ende auf einem kleinen Vorsprung im Schatten sitzen und winzige, wie Insekten oder Eiskristallen in der Sonne glitzernde Wassertropfen aus zweihundert Metern Höhe auf sich herabgaukeln sehen. Es war wunderschön! Es ging nicht anders, ich musste das Echo ausprobieren. Jen ermutigte mich, und ich sang in meinem besten Sopran eine klagende, ein bisschen gruselige Melodie. Durch das Echo hörte es sich an wie eine etwas kaputte Geige, oder ein Geist der jahrelang in einer Felsspalte gefangen war, und glücklicherweise waren meine unfreiwilligen Zuhörer äusserst erbaut und baten mich sogar um eine Zugabe.

Wir verbrachten den ganzen Nachmittag dort. Jen fand einen der giftigen Frösche am Ende des Wasserfalls, und sie zeigte uns allen das Gift das aus den Drüsen austrat. Danach brachte sie ihn um, was ein bisschen grausam, aber ökologisch gesehen wohl das Beste war. Jen zeigte uns in der Nähe, auf der anderen Seite der Schlucht als die auf der wir gewandert waren, eine Felshöhle. Mit Taschenlampen bewaffnet zwängten wir uns auf dem Boden kriechend durch ein winziges enges Loch in die stockdunkle Höhle, wo es weiter durch eine enge, steile, geröllige Felsspalte in eine zweite Höhle ging. Ich fühlte mich nicht gerade wohl, aber nur einer von uns bekam Platzangst und kroch nach dem ersten Loch wieder hinaus. Wir mussten leise sein, denn in der Höhle hingen überall Fledermäuse an der Decke, die wie kleine Schweinchen hin und her zuckten und die Nase rümpften wenn wir mit den Tachenlampen auf sie schienen. Der Weg hinaus war zum Glück einfacher und wir konnten uns noch einmal abkühlen bevor wir uns auf den anstrengenden Rückweg durch das Felsenmeer machten.

Sonnenuntergang gab es diesmal in der Nähe vom Campingplatz an einem kleinen Billabong. Vor einigen Jahren war hier ein Mädchen von einem Krokodil gefressen worden, weil ihr Reiseführer, der jetzt im Knast sitzt, gesagt hatte es wäre in Ordnung dort zu schwimmen. Er dachte es sei in Ordnung weil die Aboriginals dort auch ins Wasser gehen. Die wissen allerdings was sie tun und haben seit Jahrtausenden mit Krokodilen gelebt, und sie würden nie auf die dämliche Idee kommen nachts schwimmen zu gehen. Abends am Lagerefeuer durften wir alle mal das Didgeridoo besabbern. Eigentlich darf es von Frauen nicht gespielt werden, aber weisse Frauen kommen damit durch.

Am dritten Tag gab es morgens ein kleines Kulturcamp, wo wir von den ansässigen Aboriginals ein paar Dinge erklärt bekamen, ein bisschen Speerwerfen ausprobieren durften und Didgeridoo spielen konnten. Besonders informativ war es ehrlich gesagt nicht, eher ein bisschen oberflächlich, aber ich hatte Gefallen am Didgeridoo-spielen gefunden…

Danach ging es zum Ubirr Rock, eine der bedeutendsten Stellen der Welt was Felsmalerei angeht. Hier wurde übrigens auch ein Teil von Crocodil Dundee gedreht, nämlich der wo der Held die Dame auf einen Felsen führt von dem aus er ihr wo der Ort ist an dem ihn das Krokodil gebissen hatte… (siehe das Foto mit Jen). Als R. und ich uns anschliessend den Film nochmal ansahen erkannten wir jeden Stein sofort wieder. Danach machten wir uns auch schon wieder auf den stundenlangen Rückweg. Kurz vor Darwin machten wir noch einen Stop bei einem Laden der einem Freund von Jen gehört. Dort konnte man Aboriginal-Kunst kaufen, die Schlange knuddeln oder draussen dem Emu und dem Wildschwein zugucken. Als ich auf die Toilette wollte entdeckte ich in der Kloschüssel einen süßen, laubgrünen Frosch, der sich hier einen kühlen Rückzugsort gesucht hatte. Ich verkniff es mir dann die letzte halbe Stunde noch. Besetzt ist besetzt, und er war schliesslich zuerst dagewesen.

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Kakadu 01

Donnerstag, Oktober 16th, 2008 | Author:

Also das ist erst der erste Tag von Dreien und es ist schon ein ziemlich langer Eintrag, ich hoffe also euer Interesse nicht überzustrapazieren. Dafuer gibt es Fotos!

Aaaaalso.

Sonntag, 29.09., wir rufen bei Wilderness Adventures an um unsere Tour bestätigen zu lassen. “Gut dass ihr anruft!” sagt die Frau am anderen Ende. Die von uns gebuchte Tour – 2 Tage Kakadu Nationalpark + 1 Tag Litchfield Nationalpark – wollte nämlich aus irgendeinem dubiosen Grund niemand ausser uns machen, wir koennten aber zum selben Preis an der teureren 3 Tage Kakadu-Tour teilnehmen.

R. und mir ist als gewieften Marketing-Studentinnen die wachsende Bedeutsamkeit von Kundenzufriedenheit fuer erfolgreiche Unternehmen nicht unbekannt, also gehen wir persönlich bei der Rezeption vorbei (die praktischerweise genau gegenüber unserem Hostel lag) und gucken ein bisschen unzufrieden. Daraufhin bekommen wir von der netten “Dame” nicht nur unsere Campinggebuehren und Schlafsackleihgebuehren erlassen, sondern auch noch eine 90$-Litchfield Tagestour fuer 60$ obendrauf, womit wir insgesamt fuer den Preis von einer ollen Tour zwei tolle Touren bekommen. Unnetterweise sagt sie uns allerdings die falsche Zeit, so dass wir am naechsten Morgen von unserem Tourguide, einem weiblichen Crocodil Dundee, unsanft von unserem Fruehstueck entfernt werden und um halb sieben mit ungeputzten Zaehnen und vollem Darm bei angenehmen 28 Grad in den Jeep steigen.

Nach einer Stunde Fahrt, in denen sich die neun Mitreisenden verstohlen beaeugen und die ueblichen Fragen nach woher und wohin und wieso und ueberhaupt stellen, biegen wir auf einen roten Sand- und Schotterweg ab. “Wallabees everywhere!” kuendigt unser Guide Jen an. Wallabees sehen aus wie Baby-Kaenguruhs. Rauh und etwas melancholisch entschuldigt sie sich auch schon mal dafuer falls sie eins platt faehrt, denn der Sand ist sehr rutschig und bremsen oder ausweichen zu gefährlich. Alle sehen Wallabees, nur ich bin blind. Der Weg fuehrt uns zu unserem ersten Halt, dem Corroborree Billabong. Hier sieht es endlich mal richtig ‘australisch aus’, wie in Crocodil Dundee. Auf einem Parkplatz stehen verstaubte Jeeps und Tonnen, drumherum nur Wildnis. Ein braungebrannter, gemuetlicher Typ namens Ted schifft uns mit ein paar anderen Touris auf ein Boot und warnt uns unsere Arme und Koepfe und sonstigen Koerperteile im Boot zu lassen.

Ploetzlich sichten wir ein riesiges Tier, das aussieht wie ein Minisaurier. (Sorry Leute, ich hab echt keine Ahnung von Reptilien, aber es gibt ein Foto). Jen und Ted sind voellig aus dem Haeuschen, seit zwei Jahren haben sie keines mehr gesehen. Vor einigen Jahren wurde naemlich eine Froschart hier eingefuehrt die irgendeine laestige Insektenart plattmachen sollte. Leider produzieren diese aeusserst reproduktiven Froesche ein Gift, das auch fuer grosse Tiere toedlich ist und schon alle moeglichen liebenswerten Tierarten hier ausgerottet hat.

Kaum dass wir abgelegt haben sichten wir schon das erste Krokodil, das faul auf einer Sandbank herumliegt und nicht so richtig gefaehrlich aussieht. Auf eine Demonstration verzichte ich natuerlich gerne. Wir sehen nochmehr Krokodile die um uns herumschwimmen und darauf warten dass der italienische Skilehrer weiterhin versucht R. und mich zu beeindrucken und seinen knackigen Arm noch ein bisschen weiter rausstreckt. Ted erklaert uns die ganzen Vogel- und Tierarten, und es gibt tatsaechlich unglaublich viele seltsame und wunderschoene Voegel hier, grosse Adler die Nester von 5 Metern Durchmesser bauen, kleine Voegel mit grossen Fuessen die ueber die Blaetter der Seerosen und Wasserlilien laufen, eine riesige Voegelin die ihre schwarzglaenzenden Fluegel in der Sonne trocknen laesst. Endlich sehe ich auch ein kleines Wallabee am Ufer sitzen. Dann fahren wir in einen gruenen Blaetterwald gespickt mit rosanen Lilien der ueber unser Boot hinauswaechst. Es ist wunderschoen.

Nach der Bootstour geht es direkt weiter. Anderthalb Stunden sitzen wir im Jeep, draussen ist es um die 39 Grad. Die Wege werden immer rumpeliger und immer staubiger und unsere Sachen werden von einer feinen Schicht roten Staubs bedeckt. Am Wegesrand haben Termiten meterhohe Kathedralen gebaut, überall ragen ihre Türme in die Luft, manche sind bis zu fünf Metern hoch. Schliesslich kommen wir an einen breiten Fluss, den South Alligator River. Er fliesst flach ueber Steine und glitzert verfuehrerisch in der brennenden Mittagssonne. Jen steuert den Jeep direkt in den Fluss hinein und wir rumpeln samt Anhaenger durch die tiefe Furt auf die andere Seite, wo wir im Schatten eines maechtigen, knorrigen Baumes eine Lunchpause machen. Jen, die drei Jahre lang mit Krokodilen gearbeitet hat, warnt uns. Mindestens zweieinhalb Meter Abstand vom Wasser halten. Erst letzte Woche hat genau hier ein 5 Meter langes Krokodil gelegen. Also Sandwiches und kein Wasser fuer uns und Wasser aber kein Mittagessen fuer die Krokodile.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt und ein paar Hundert Metern auf einem Steg durch Sumpf und Dschungel mit etlichen Krokodilwarnschildern kommen wir an einen gruenblauen, klaren See, von schwarzen Felswaenden umgeben und mit einem kleinen Wasserfall am Ende. Hier, in Maguk Falls, duerfen wir endlich schwimmen, so lange, bis mir tatsaechlich ein bisschen kalt ist. Wir treffen andere Touren, die hier auch Halt machen, auch wenn Jen versucht ihnen aus dem Weg zu gehen. Sie begruesst die anderen Guides wie andere Leute sich auf dem Campus oder beim Einkaufen begruessen. Allerdings ist es ihre letzte Tour, und so geben die meisten ihr noch gute Wuensche auf den Weg. Sie wird mit ihrem Mann, den sie wegen des Jobs (er hat den gleichen) teilweise monatelang nicht sieht, Island und den europaeischen Kontinent bereisen. Eine grosse Stadt hat sie noch nie wirklich gesehen, sie hat ihr Leben lang in Afrika, Asien und Australien mit Tieren gearbeitet.

Unser letzter Stop an diesem Tag ist Nourlangie Rock. Die Sonne schwebt gleissend ueber dem Horizont. Wir steigen hoch bis zum Aussichtspunkt, doch Jen fuehrt uns weiter durch Gebuesch und Gestein. Unter einem Steinhang zeigt sie uns ueber 50.000 Jahre alte Salzwassermalereien von Aboriginals. Der Felsen ist ueber 2,5 Billionen Jahre alt, das sind 2/3 der gesamten Existenz der Erde. Ein Zeitraum der fuer Menschen (ausser wahrscheinlich meinen alten Freund Daniel ;-) ) kaum begreiflich ist. Auf der Spitze angekommen duerfen wir uns endlich umschauen. Um uns herum Nichts. Unendliche Weiten, hunderte von Kilometern von Wald und Steppe. In weiter Ferne die Felsen des Arnhem-Land Escarpements. Jenseits davon duerfen Weisse nicht hin. Von hier aus sieht man kein Anzeichen fuer Zivilisation, wir sind mitten im Nirgendwo. Irgendwo steigt eine weisse Rauchwolke von einem Buschfeuer auf. Dieser Ort zieht einen mit Gewalt in seinen Bann.

Die Sonne sinkt schnell, blutrot und wunderschoen. Jen erzaehlt uns von der Entstehung des Nourlangie Rock in den Geschichten der Aboriginals. In der Traumzeit, der Entstehungszeit der Welt, wanderten zwei Wallabees, ein Maennchen und ein Weibchen, hier entlang. Sie ruhten an diesem Ort, und das Maennchen verwandelte sich in Stein. An der Stelle wo das Weibchen lag, dort, am Fusse des Berges, sieht man nun einen kleinen Billabong (See).

Sobald der letzte Zipfel der Sonnenscheibe verschwunden ist machen wir uns auf den Weg nach unten, schnell und zielstrebig. Im Dunkeln hier festzusitzen ist nicht besonders wuenschenswert. Zu unserem Camp sind es nur noch zwanzig Minuten durch die Dunkelheit. Wir bauen ein paar Zelte auf, Jen kocht Hackfleisch und Gemuese fuer Boritos ueber dem Feuer und wir geniessen erstaunlich saubere und luxurioese Duschen. Der Sternenhimmel erschlaegt uns fast, R. und ich lassen das Ueberdach von unserem Zelt weg und schlafen mehr oder weniger fest im Sternenschein und unter dem Geraschel und Gezirpe des Buschs ein.

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FOTO

Mittwoch, Oktober 08th, 2008 | Author:

So wenig ich eigentlich grade Zeit fuer solcherlei Dinge habe, so notwendig ist es doch auch, dass ich mal ein Foto hochlade als Beweis dass ich noch lebe und tatsaechlich in Australien bin. Zwar koennte dieses Bild theoretisch auch in Wanne-Eickel aufgenommen worden sein, tatsaechlich wurde es aber in er Naehe Darwins, Northern Territory, Australien geknipst, und zwar auf der Rueckfahrt vom Kakadu Nationalpark bei einem Zwischenstop in einem Aboriginal-Kunstladen. Rechts von mir ist unser Guide, eine Frau mit einem ausgezeichneten Musikgeschmack, die jahrelang mit Krokodilen gearbeitet hat, noch nie in einer Grosstadt war, staendig einen Lederhut traegt, gedrehte Zigaretten raucht und die perfekte weibliche Reinkarnation von Crocodil Dundee ist.

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Zu Hause !?

Mittwoch, Oktober 08th, 2008 | Author:

Hurra, ich bin wieder zu Hause und habe so etwas wie Internet! Ich kam in Sydney an und war fasziniert. In Darwin ist die Luft heiss und schwer, es duftet dunkel nach rauchigem Holz, Schweiss, Chlor, Mangos, wilden Blüten und aus den Kneipen nach abgestandenem Rauch und Bier. In Sydney ist die Luft frisch, eine leichte, beschwingte Brise mit verschiedensten Nuancen von Dueften von exotischem und vertrautem Essen, Asphalt und Sehnsucht. Der Geruch von Sydney erinnerte mich an meine erste Ankunft hier, verwirrt, wir gerade aus einem Gulli aufgetaucht in einer fremden Welt, und doch war alles auch vertraut jetzt.

Trotz meiner Freude moechte ich jedoch nicht den Eindruck erwecken dass Darwin schlecht war. Gerade in den letzten Tagen haben R. und ich versucht dem Backpackertrott zu entgehen und die ganzen kleinen Sehenswuerdigkeiten Darwins auszukosten.

o-ton folgendes Gespraech:

Verbranntes Maedchen mit glasigen Augen und Bierbauch: “Darwin ist total langweilig.”

Ich: “Ach echt? Was hast du denn schon alles gemacht?”

Maedchen: “Kakadu Nationalpark und Litchfield Park und die Sunset Markets. Ansonsten gibts hier ja nichts.”

Ich: “Hm. Warst du denn schon im botanischen Garten? Oder im Darwin Museum? Oder im Deckchair Cinema? Oder in Fannie Bay?”

Maedchen, etwas betreten: “Hm, nö.”

Ricarda und ich haben das meiste am letzten Tag gemacht, da wir sowieso schon um zehn aus dem Hostel auschecken mussten und viel Zeit totzuschlagen hatten. Als wir am Bus saßen hielt ein vollbesetztes Polizeiauto an, um den neben uns sitzenden Herren penibelst wegen seines oeffentlichen Alkoholkonsums zu verwarnen. Das war mir ein bisschen peinlich, weil ich eigentlich ziemlich neidisch auf sein eiskaltes Bier gewesen war. R. hat eine erwiderte Schwaeche fuer Polizisten, weswegen wir dann im Kaefig hinten mitfahren durften. Es gibt nichts Besseres bei 40 Grad als frischer Fahrtwind! Die Ordnungshueter fuhren uns netterweise bis vor die Pforten des Botanischen Gartens, wo wir uns ein Picknick im Regenwald goennten.

Anschliessend besuchten wir die Indo Pacific Marine Exhibition, wo es ein lebendes Korallenriff und jede Menge grossartiger Lebewesen gab. Der Eintritt war schweineteuer, aber der Typ der uns alles erklaerte war sehr engagiert und hatte unglaublich viel zu erzaehlen. Am nettesten fand ich den Steinfisch, der aussieht wie ein uralter zerkluefteter Stein in Fischform und der ziemlich giftig ist. Auf dem Steinfisch wachsen sogar Pflanzen, weil er sich kaum bewegt und nur faul rumliegt und vorbeikommende Fischlein frisst. Am schoensten fand ich den Lionfish.

Am interessantesten war allerdings der Anglerfish. Das ist ein Fisch der aussieht wie der Steinfisch, nur ein bisschen gruener und evolutionaer gesehen auf dem Weg zum Amphibium. Da gibt es nur Weibchen von, weil die Maennchen zu Beginn der Geschlechtsreife ein Loch in den Weibchenkopf bohren, hineinkriechen und sich dann an deren Blutkreislauf andocken. Das Maennchen lebt quasi im Kopf des Weibchens drin. Da gilt die Ausrede “Ich hab Kopfschmerzen.” wohl nicht…

Abends waren wir dann im Deckchair Cinema, ein Open Air Kino direkt am Meer. Dort musste man sein Handy ausstellen, allerdings weniger wegen dem Film als um die dort wohnhaften Fledermäuse nicht durcheinander zu bringen. Fürderhin wurde am Anfang des Films darauf hingewiesen dass man sein Essen nicht auf den Boden stellen sollte falls man es nicht mit den ebenfalls dort wohnhaften Oppossums teilen wolle. Haben aber leider keins gesehen, veilleicht weil der Film ueber Dschingis Kahn, atmosphaerischerweise von etwas Wetterleuchten begleitet, so fesselnd war.

Unser Shuttlebus zum Flughafen sollte um 23 Uhr gehen. Es war immer noch so heiss dass einem staendig der Schweiss am ganzen Koerper klebte, zudem waren wir den ganzen Tag unterwegs gewesen und hatten eine 10-stuendige Odyssey vor uns. Leider hatten sie im Hostel, wo unser Gepaeck noch lagerte, gerade frisches Chlor in den Pool gekippt, so dass wir nicht mal die Chance auf eine kleine Abkuehlung hatten. Also saßen wir da und warteten, als es ploetzlich anfing wie aus Eimern zu giessen. Ich hatte eh vorgehabt mich fuer den klimatisierten Flug umzuziehen, und es gab nur einen kurzen Moment des Zoegerns ehe ich mich in den Regen stuerzte und pitschepatschenass freudig durch die Pfuetzen huepfte. Die perfekte Dusche… Wann bekommt man schon mal 38 Grad warmen Regen?

Wolken aus Flugzeugen sehen immer gleich aus, und doch jedesmal wieder ganz anders. Das Wolkenmeer sieht manchmal aus wie ein Salzmeer, ein anderes Mal wie Schnee. Jetzt, in diesem sanften Morgenlicht, war es definitiv Schlagsahne. Die Erde sah einfach aus wie ein riesiger knuspriger Windbeutel in frische Schlagsahne getunkt. Vielleicht war das auch nur meine ueberschaeumende Fantasie nach zwei Wochen mit der magenkranken R. die weder Pfeffer noch Knoblauch noch sonstirgendwas vertraegt was an ein ordentliches Essen gehoert. Aber das erklaert nicht was ich dann in diesem Gebirge aus Schlagsahne entdeckte, und was mich bis jetzt noch voellig aus dem Konzept bringt. Ich schwoere, dass ich es mit eigenem Auge gesehen habe: Durch die weissen Taeler schlaengelten sich nett und voellig unbeeindruckt von meiner Realität eindeutige Treckerspuren!

Vielleicht bin ich urlaubsreif.

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