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Dem Ingenör

Mittwoch, März 17th, 2010 | Author:

…ist nichts zu schwör.

Es gibt Psychologen, die sich ausschließlich mit den psychischen Problemen beschäftigen, die von Technik verursacht werden. Kein Witz. Meistens arbeiten solche Leute dann aber für die Technikhersteller, damit so etwas gar nicht erst passiert. Allerdings scheint der Forschungszweig noch nicht besonders erfolgreich zu sein, da ich am liebsten täglich irgendeins meiner technischen Geräte gegen die Wand klatschen möchte.

Die einzige Befriedigung, die technische Geräte bieten, ist wenn man es für einen Augenblick lang schafft, sie zu kontrollieren. Vorgestern habe ich es zum Beispiel geschafft, meine Fotokamera mit einer stinknormalen Universalfernbedienung aus dem vergangenen Jahrtausend auszulösen.

Ich gehe ja nicht zum Fotografen. Wer musste nicht schon einmal Bewerbungsfotos machen lassen, wo irgendein Depp ein paar Mal auf den Auslöser drückt und man sich dann von vier doofen Bildern eins aussuchen muss. Wenn man kein Vermögen ausgeben will, muss man das Ganze hinterher auch noch selbst einscannen.

Also habe ich das Wohnzimmer in komplettes Chaos versetzt um ein Fotostudio zu bauen: Schreibtisch inklusive Kabelgedöns als Stativersatz, Sessel mitten in den Raum vor das Fenster geschoben um weiches Licht zu bekommen, die Stehlampe auf einen Karton hinter den Sessel für ein paar schöne Reflexe und eine komplette Wand als Hintergrund freigeräumt. (Das war nicht so schwer, da dort immer noch eine unsägliche Lücke klafft, deren absurde Geschichte in “Das Klavier und der Hund” nachzulesen ist)  Einziges Problem: Wie schafft man es, in den fünf Sekunden, die einem der Selbstauslöser gibt, über all die Kabel zu klettern und sich entspannt symphathisch lächeln genau vor dem Sucher zu platzieren?

Gar nicht. Irgendwelche Bastler aus dem Internet behaupten, die Infrarotschnittstelle lässt sich auch mit einer Universalfernbedienung ansteuern, so wie damals bei den ganzen Autos als die ersten Fernbedienungselektroniken aufkamen. Ich probiere eine dreiviertel Stunde mit unserem alten Teil herum, aber es funktioniert nicht. Als plötzlich die Kamera unerwartet losgeht fliege ich vor Schreck vom Sessel. Dementsprechend grossartig ist das erste Foto… ich habe schon überlegt mich damit zu bewerben.

Der Triumph über die Technik hielt nur so lange an, bis ich das Wohnzimmer wieder aufräumen musste, und nun möchte ich am liebsten mein neues Handy vierteilen. Und dennoch. Meine Mama sagte einmal zu mir: “Dumm darf man sein, man muss sich nur zu helfen wissen.” Und da hatte sie völlig recht.

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Category: Fast Wichtiges, Weisheiten aus dem Löffel

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3 Responses

  1. 1
    Velaskin 

    ich hab’ mich da gerade zu 100% wiedererkannt ;-)
    Vor allem wenn’s darum geht, irgendwelche Gerätschaften oder Technologien, die sich vehement gegen meine Bedienversuche wehren, schwunghaft an die Wand zu befördern ;-)

  2. 2
    Tim 

    Wäre es da nicht einfacher und möglicherweise sogar günstiger gewesen doch zum Fotografen zu gehen? Mir scheint der Zeitaufwand steht in keinem Verhältnis zur Kostenersparnis.

  3. 3
    admin 

    Generell gönne ich jedem Fotografen gutes Geld für gute Arbeit! Wenn ich jedoch bei einer Kostenersparnis von 99% wesentlich bessere Bilder selbst machen kann (mit der nötigen Grundausbildung, wohlgemerkt) und mich nicht auf wenige Schnappschüsse beschränken muss die ich später kaum verwenden kann und so oder so bearbeiten muss, dann ziehe ich die Eigeninitiative vor.

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