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Daitokai

Montag, September 07th, 2009 | Author:

Zu unserem mehrjährigen Beziehungsjubileum lud Io mich ins “Daitokai” in Köln ein, ein japanisches Restaurant, in dem das Essen am Tisch zubereitet wird. Als wir ankamen war es noch vollkommen leer, doch schon bald wurden zwei weitere Paare an unsere Tischplatte gesetzt und das Restaurant füllte sich. Die äußerst netten Bedienungen trugen Kimonos, die Verständigung haperte authentischerweise an manchen Stellen. Die ständigen Entschuldigungen sind auch eine kulturelle Eigenart der Japaner, die man als Westler nicht persönlich nehmen sollte.

Ein Menü im Daitokai kostet zwischen 50 und 60 Euro pro Person. Wir entschieden uns für das “Iroli Spezial”, das zwar etwas teurer war aber statt Sushi frisch zubereiteten Fisch bot. Io bestellte einen Aperitif mit dem klangvollen und passenden Namen “Samurai”, bei dem es sich um Whisky mit Pflaumenlikör handelte. Mein “Geisha-Cocktail” bestand aus mir unbekannten Zutaten und war mindestens genauso lecker.

Als Vorspeise gab es zunächst marinierte Lachsstreifen auf Gemüse, vorbereitet aus dem Kühlschrank. Der zweite Gang waren marinierter Thunfisch, Schwarzwurzeln mit Sesam und irgendeine Pastete, alles irgendwie farblos und aus dem Kühlschrank. Ich hasse pikantes Essen, das vorbereitet und kalt aus dem Kühlschrank kommt. Alles hat genau die gleiche Temperatur, die Aromen sind betäubt und die Geschmacksnerven lassen sich leichter täuschen. Ausserdem weiss man nicht, wann das Ganze zubereitet wurde. Es schmeckt immer nach Flugzeugessen, das, egal wie viel Mühe der Koch sich gegeben hat, eben immer nach Flugzeugessen schmeckt. Wenn man mir genau das Gleiche in einer Kantine vorgesetzt hätte, ich hätte mich sicherlich nicht gewundert.

Dann jedoch wurden wir für unsere Geduld belohnt. Feinstes, saftiges Lachfilet, frische Garnelen und Jakobsmuscheln wurden mit etwas Gemüse von einer hübschen, nervösen jungen Japanerin in Kochuniform (und amüsanterweise mit einem Hanfblatt als Gürtelschnalle) fachkundig zerlegt und vor unseren Augen auf der Platte gebraten. Auch die Soße reduzierte sie auf der Platte mit Butter und Bratensaft. Es war nicht nur ein Augenschmaus, die Zubereitung des Essens zu sehen ohne dabei selbst einen Handschlag tun zu müssen, auch geschmacklich war es grossartig. Besonders der Lachs war zum Niederknien, und die Portion war dazu grosszügig bemessen.

Dementsprechend satt fühlten wir uns danach, doch man liess uns genügend Zeit um neuen Appetit zu entwickeln. Am Salat gab es nichts zu meckern, aber er half nicht wirklich dabei und raubte trotz meiner Grünzeugdisposition meiner Meinung nach nur wertvollen Magenplatz, weshalb ich ihn stehen liess. Langweilig wurde die Zwischenzeit überhaupt nicht, weil es ständig etwas zu sehen gab. Nicht ein einziges Mal musste ich meinen Wein selbst nachschenken, und nur die beständigen Entschuldigungen des Kellners der dieses tat verursachten mir ein schlechtes Gewissen dafür…

Als Hauptgericht hatte ich Ente in Orangen-Teriyaki-Soße und Io hatte Schwertfisch gewählt. Dazu gab es Gemüse und Reis. Beides war frisch und absolut köstlich, ohne jede Einschränkung. Aufgrund unserer Beobachtungen liessen wir unseren Nachtisch gegen einen Aufpreis “upgraden”. Auf der Platte wurden kleine Crepes aufgewärmt, Eis angeschmolzen und beides flambiert. Die Köchin stach ein kleines Herz aus einem der Crepes, und legte ihn so auf das mit Fruchtsoße begossene Eis, das ein rotes Herz in der Mitte blieb. Das ausgestochene Crepestück legte sie als helles Herz auf die andere Portion. Dazu gab es frische Früchte, mit angeschmolzenem Eis übergossen. Ein Traum, der trotz unseres Sättigungsgrades zur Gänze vernichtet wurde.

Am Ende waren wir sehr satt und und sehr sehr glücklich. Wir würden jederzeit wieder hingehen und zum Kennenlernen war das Menü äußerst gut. Beim nächsten Mal würden wir uns jedoch vielleicht trotzdem die Mühe machen und uns selbst ein Menü zusammenstellen, wobei ich persönlich die Flugzeuggänge vermeiden würde.

Category: Essen, Restaurantkritiken | One Comment