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Fußball-Emos

Freitag, Juni 18th, 2010 | Author:

Im Büro geht nichts mehr. Meine männlichen Kollegen sind in schlechter Verfassung, besser keine falschen Bewegungen oder Sprüche in dieser Situation. Vor dem Fenster brüllende Massen: “Scheiss auf Serbien! Scheiss auf Serbien!” Peinlich. Es sind Kinder, die einen zu viel gehoben haben und nun ihrer Enttäuschung Luft machen wollen. Die Polizei steht am Rand des Platzes und hält Wache.

Fußball ist eine sehr emotionale Sache. Letzten Freitag war im Büro die Hölle los, tausende von dringenden Anrufen, Terminen, organisatorischen Sachen die geklärt werden mussten. Ich fahre mit dem Chef bei einem unserer Kunden etwas abholen, wir haben es sehr eilig. Mario, der Verkaufsleiter: “Ich muss gerade noch meine Tipps beim Firmentippspiel abgeben.” Chef:”Ihr macht ein Tippspiel?” Mario:”Ja, willste auch? Ein Zwanni für jeden.” “Auf jeden Fall!” “Ok. Südafrika gegen Mexiko?” “Oh. Hm…Also die Südafrikaner sind ja schon fit…” so geht es die nächste halbe Stunde.

Mein weibliche Intuition sagte mir, dass es ein 2:1 oder 1:0 für Serbien gibt. Als ich dies im Büro verkündete, sagten mir alle, dass dies Quatsch und meine Meinung als Laie und Frau hier nicht gefragt sei. Jetzt starren mich alle böse an, als sei es meine Schuld dass ich Recht hatte…

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Meer, Schnee, Käsebrot

Dienstag, März 09th, 2010 | Author:

Ich fahre mit der Nachtfähre. Dort gibt es Hochbetten auf denen man schlafen kann. Als wir uns dem Hafen von Cebu nähern, drängen sich kleine Bananenboote mit braungebrannten Kindern darin um die Fähre und recken ihre Hände nach oben. Kleine Piraten, die auf dem Wasser leben, Seegetier essen und sich so durchschlagen. Waisen, Herumtreiber, Fischerkinder. Sie jagen einander, fahren im Kielwasser mit und hoffen auf etwas von oben.

Auf der Insel habe ich einige Strandkinder kennengelernt, die auf Algenbänken saßen und kleine Meerestiere gesucht haben. Keine Waisen, die ganze Familie lebt vom Meer. Sie sitzen in der Hocke und zerschlagen die Panzer und Schalen mit einem Stein, waschen das Fleisch im Meerwasser und stecken es in den Mund. Sie halten mir ein stacheliges Ding hin. “Animal?” frage ich. Nein. “Plant?” Ja. Ich nehme es in die Hand, plötzlich bewegen sich die Stacheln und ich lasse den Seeigel fallen. Sie lachen mich aus, ein Junge hebt ihn auf, biegt ihn auseinander und puhlt das Fleisch heraus um es zu essen. In kleinen Plastikeimern schleppen sie ihre Schätze nach Hause.

Ich steige aus dem Flieger, ohne Jacke, im dünnen Baumwolloberteil. Es gibt keine Gangway zum Terminal, nein, man muss bei minus vier Grad in den Bus steigen und hoffen dass er irgendwann die Türen schliesst. Ich hoffe dass in den nächsten zwei Stunden ein sicheres Verfahren entwickelt wird um Schockgefrostete Menschen wieder lebendig aufzutauen.

Ansonsten finde ich die Kälte gut. Immer wenn man woanders ist, fällt einem auf, wie sauertöpfisch die Menschen hier in Deutschland gucken. Selbst anlächeln hilft nicht, man wird angesehen als wäre man bescheuert oder unzurechnungsfähig. Nach zwei Wochen Reis zum Frühstück, Mittag- und Abendessen bin ich entzückt von einem Frühstück mit Brot und Käse. Beides gibt es auf den Phillipinen nicht.

Category: Bald geht's nach Hause, Reise Weise | Leave a Comment