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Meer, Schnee, Käsebrot

Dienstag, März 09th, 2010 | Author:

Ich fahre mit der Nachtfähre. Dort gibt es Hochbetten auf denen man schlafen kann. Als wir uns dem Hafen von Cebu nähern, drängen sich kleine Bananenboote mit braungebrannten Kindern darin um die Fähre und recken ihre Hände nach oben. Kleine Piraten, die auf dem Wasser leben, Seegetier essen und sich so durchschlagen. Waisen, Herumtreiber, Fischerkinder. Sie jagen einander, fahren im Kielwasser mit und hoffen auf etwas von oben.

Auf der Insel habe ich einige Strandkinder kennengelernt, die auf Algenbänken saßen und kleine Meerestiere gesucht haben. Keine Waisen, die ganze Familie lebt vom Meer. Sie sitzen in der Hocke und zerschlagen die Panzer und Schalen mit einem Stein, waschen das Fleisch im Meerwasser und stecken es in den Mund. Sie halten mir ein stacheliges Ding hin. “Animal?” frage ich. Nein. “Plant?” Ja. Ich nehme es in die Hand, plötzlich bewegen sich die Stacheln und ich lasse den Seeigel fallen. Sie lachen mich aus, ein Junge hebt ihn auf, biegt ihn auseinander und puhlt das Fleisch heraus um es zu essen. In kleinen Plastikeimern schleppen sie ihre Schätze nach Hause.

Ich steige aus dem Flieger, ohne Jacke, im dünnen Baumwolloberteil. Es gibt keine Gangway zum Terminal, nein, man muss bei minus vier Grad in den Bus steigen und hoffen dass er irgendwann die Türen schliesst. Ich hoffe dass in den nächsten zwei Stunden ein sicheres Verfahren entwickelt wird um Schockgefrostete Menschen wieder lebendig aufzutauen.

Ansonsten finde ich die Kälte gut. Immer wenn man woanders ist, fällt einem auf, wie sauertöpfisch die Menschen hier in Deutschland gucken. Selbst anlächeln hilft nicht, man wird angesehen als wäre man bescheuert oder unzurechnungsfähig. Nach zwei Wochen Reis zum Frühstück, Mittag- und Abendessen bin ich entzückt von einem Frühstück mit Brot und Käse. Beides gibt es auf den Phillipinen nicht.

Category: Bald geht's nach Hause, Reise Weise | Leave a Comment

Auenland goes Phillipines

Montag, Februar 22nd, 2010 | Author:

Eine Woche mit Io auf Dreh in Hamburg, zwischem exzellentem Hotelfrühstück, belegten Brötchen und Fastfood. Der Schnee liegt in meterhohen Wällen an den Strassenrändern, auf den Nebenstraßen dezimeterdickes Eis mit tiefen Rillen. Auf der Alster kann man herumlaufen, ich würde gerne einen Schneemann bauen, aber meine Stiefel sind schon nass. Als es taut, läuft eine Strasse in der Nähe voller Wasser, die gesamte Nachbarschaft patscht in Gummistiefeln und mit Schaufeln bewaffnet durch die riesige Eispfütze und sucht irgendwo unter den vereisten Schneewällen nach den Abflüssen.

Wir gehen in eine Karaokebar auf dem Kiez, ich blamiere mich fürchterlich mit alten Schnulzen, aber dazu sind Karaokebars ja da. Mein schlimmster Alptraum: Jemand singt meine eigenen Lieder besser als ich. Das Schlimmste daran ist, dass die Wahrscheinlichkeit enorm ist. Io sagt ich soll an Bob Dylan denken, viele seiner Songs sind auch nur durch andere Sänger berühmt geworden.

Die Kinder der Leute bei denen wir drehen sind zuckersüß. Selbst die Männer im Team wollen plötzlich alle Nachwuchs haben. Einzige Unannehmlichkeit: Die lieben Kleinen sind krank und laufen wie kleine Bazillenschleudern hustend und schniefend durch die Gegend, patschen einem ins Gesicht und wollen, dass man ihren Lolli probiert.

Jetzt sind Io und ich fürchterlich erkältet, aber morgen früh geht es direkt um halb sechs weiter auf die Phillipinen. Dort sind es zur Zeit verlockende 31 Grad, allerdings muss man erst eine 2-Tagesreise in schleimhautunfreundlichen Flugzeugen, überklimatisierten Schiffen und rumpelnden Jeeps hinter sich bringen ehe man dort ist. Alle sagen “wie toll!” und wie sehr sie mich beneiden, und ich fühle mich unglaublich undankbar. Doch, ich freue mich sehr, aber meine bescheidene Gage ist für mich kein Bonus, sondern Schmerzensgeld für die Reise.

Ich fühle mich ein bisschen wie Frodo Beutlin, der Hobbit aus Herr der Ringe. Ich sehne mich ständig nach dem Auenland, meinem gemütlichen Heim, regelmäßigen Mahlzeiten, viel Natur und einem berechenbaren Tagesablauf, aber ständig kommen mir dabei irgendwelche Abenteuer und gefährlichen Unternehmungen in den Weg. Aber wie die Bewohner meiner Wahlheimat Rock-City immer sagen (und was auch Galadriel zu Frodo gesagt hätte wenn sie die Elbenkönigin von Rock-City wäre):

Wer weiss wofür et jut is… :-)

Category: Home sweet Home, Reise Weise | 2 Comments