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Lebenslauflüge

Montag, Oktober 05th, 2009 | Author:

Wir haben neulich das erste Mal einen chinesischen Lieferservice aus der Umgebung wahrgenommen, und wollten den Abend in tiefer Entspannung mit glutamatverzückten Geschmacksnerven vor einem spannenden, nervenzerfetzenden Film verbringen. Das verhältnismäßig teure Essen schmeckte – o-ton Io – wie eingeschlafene Füße, der Film war genauso mittelmäßig. Das Honiggebäck vom Türken als Nachspeise konnte zumindest den Restabend dann noch retten…

Gestern beschlossen wir es richtig zu machen. Also haben wir selbstgewählten Wein mit feinem Sushi kombiniert, unseren Kamin angemacht und uns mit dem Essen auf ein paar Schaffelle davor gefläzt… jetzt riecht unsere Wohnung zwar nach Lagerfeuer, aber das ist es in jedem Fall wert!

Da wir chinamäßig jetzt ja etwas enttäuscht wurden sind wir quasi gezwungen auf Sushi auszuweichen, was etwas teurer ist. Damit das finanziell weiterhin drin bleibt suche ich mir nun einen neuen Nebenjob, heute habe ich bereits vier Bewerbungen rausgehauen. Problematisch ist dabei weniger das Anschreiben als vielmehr der Lebenslauf.

Mein Lebenslauf umfasst in seiner vollen Gründlichkeit mit allen Auszeichnungen, Qualifikationen, Joberfahrungen und so fort nämlich gute zwei bis drei Seiten. Natürlich lässt sich vieles einfach rauskürzen, aber man kann sich auch nicht mit der gleichen Formulierung wie für einen Masterstudiengang als Kassiererin bewerben. Ist es eine Lüge wenn man die Praktika im Medienbereich und Jobs als Produktionsassistenz weglässt und stattdessen die zweimonatigen Sommerjobs und das Jahr bei McDonalds als Arbeitserfahrung betont? Ist es eine Lüge wenn man aus zwei Monaten drei macht weil es einem auch so lange vorkam? Oder wenn man den Schulwechsel nach dem ersten Jahr weglässt weil er den Lebenslauf nur unübersichtlicher machen würde? Ist ein Lebenslauf nicht sowieso eine Riesenlüge wenn man einfach Dinge so drehen kann wie sie gerade passen?

Ich weiss es nicht, aber wahrscheinlich ist es (wie in vielen Fällen) einfacher als die reine Wahrheit. Außerdem bin ich geübt darin Dinge zu verdrehen, ich kann nämlich sehr schlecht lügen.

Category: Die ersten Tage in God-City, Essen, Job | 2 Comments