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In Finnland

Montag, August 04th, 2008 | Author:

“The Dark Knight”. Es läuft einem ein Schauer über den Rücken wenn Heath Ledger als der Joker in die Kamera sabbert. Der Film ist böse. Dunkel. Schwarz. Böse. Richtig gut. Man bekommt Lust die Comics zu lesen! Auf dem einsamen Heimweg verursacht die scharfe Klinge die man in der Hand hält plötzlich zweischneidige Gefühle, und wenn dann trockenes Laub von einem unsichtbaren Windhauch getrieben durch die dunkle Gasse Abkürzung raschelt geht man lieber etwas schneller.

Hier wohne ich übrgens. Tagsüber ist es nicht gruselig.

Samstag habe ich die Fähre bestiegen und das finnische Päärchen in Manly besucht. Manly ist ein Strandort im Norden Sydneys, der von der Südhälfte durch eine riesige Seezunge getrennt wird, die Sydneys Naturhafen bildet. Die Finnen sind schwarzhaarig und blass, mögen aber keine Gruftiemusik. Wir gehen einen Tee trinken. Die Finnin sagt die ganze Zeit: “In Finland…in Finland…in Finland…” Sie beklagt dass sie hier kein Auto hat, dass sie hier Teamarbeit machen muss und das Examen nur 30 % der Endnote ausmacht, dass die Duschvorrichtungen in der Wand befestigt sind und man den Duschkopf nicht frei bewegen kann. Ich glaube sie hat Heimweh.

Kann ich gut verstehen. Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich bin eine Nölliese, ich kann nicht gut mit Veränderungen und Neuem umgehen. Ich denke viel an zu Hause, meinen Freund, meine Freunde. Sowohl in Marketing als auch in Digital Video muss ich Teamarbeit machen. Es gibt fast nichts worin ich schlechter sein könnte als Teamarbeit. Aber wenn ich doch schon mal hier bin, kann ich es doch vielleicht lernen? Vielleicht ist es gut für meine Figur (und sicher auch für die der Finnin, die bei den Weightwatchers ist aber sich weigert echten Sport zu machen und Eiskaffee trinkt) wenn ich zu Fuß anstatt mit dem Auto einkaufen gehe! Und wenn ich zu Hause duschen möchte, dann sollte ich doch vielleicht lieber nicht woandershin fahren? Selbst wenn man eine Nölliese ist muss man doch das Beste aus der Situation machen, ansonsten kann man ja auch zu Hause bleiben.

Als ich auf der Fähre zurück sitze ist es schon dunkel, und die Lichter der Stadt glühen überall am Ufer. Ich setze mich zu ein paar Leuten, eine ältere Lady mit dunklem Teint ist dabei und bezieht mich direkt in die humorvollen Familienstreitigkeiten mit ein. Sie erklärt mir dass die grimmige, wohlgekleidete Dame mir gegenüber den schönsten Kuchen/Blumen/Geschenkladen in ganz Sydney besitzt und gibt mir eine Karte. Es stellt sich heraus dass sie essen gehen wollen und einen Babysitter für die Tochter der Kuchenfrau brauchen. Ich bin adoptiert, man nimmt mich mit nach Belvey Hills, die feine Gegend Sydneys.

Auf dem Weg sagt die Kuchenfrau sie hätte gerne das Gehirn von Condoleeza Rice. Die etwas dunklere Dame fängt an laut zu fluchen: “What? You want to be like this bitch? If you said the Queen of England I would have laughed! You really wrecked my day! My big fat ass, you don’t really want to be like that! Fuck! She’s a bitch!” Das ganze Auto tobt vor Lachen, ich bin beruhigt dass man vor dem Mädchen fluchen darf. Wir fahren durch Villenvororte, als wir ankommen steigen wir in einen Käfig, den sie “Inclinator” nennen. Es ruckt kräftig und wir fahren auf einer Schiene im Dunkeln den Berg hoch, durch ein Gebüsch aus Palmblättern. Das Haus schmiegt sich an einen grossen Fels, innen ist alles voller Blumen, Skulpturen und Kunst. An einer Wand im Wohnzimmer hängt alles voller Masken, die hat die Kuchenfrau auf ihren Reisen gesammelt. Das Mädchen ist zehn oder elf, sie heisst Ruby, sie ist süß und ein bisschen verwöhnt und ein bisschen dick, wir gucken Filme und ich gucke zu wie sie Baseball auf der Wii spielt. Man kann deutlich schwerer Geld verdienen. Ich habe meine Nummer dagelassen, die Kuchenfrau braucht öfter einen Babysitter. So ist es auch nicht mehr ganz so traurig dass ich nicht auf das Sigur Ros Konzert kann das gerade stattfindet (keine Karten mehr) und auch nicht auf die schwarze Party auf die jeder aus dem Sydney Gothicforum geht (zu krank noch).

Am Sonntag mit meinen Hausbewohnern auf die große Kunstausstellung in Sydney. Es ist sowas wie die Dokumenta, nur in Australien. Wir besuchen eine Soundinstallation, hunderte von Lautsprechern in einer großen hölzernen Halle am Pier, die Sonne scheint durch die Fenster und die Ritzen in der Wand, und ein riesiges Orchester, Stimmen, Vogelgeräusche und Fußtritte wandern, rauschen und schleichen durch den Saal, blasen einen weg und verursachen eine Gänsehaut. Danach gehen wir in die Sydney Opera Bar, ein Bier kostet 6-9 Dollar, aber die Aussicht auf die Harbour Bridge ist fantastisch.

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Category: Die ersten Tage in Sydney

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4 Responses

  1. 1
    Ma 

    Wow! da bekommt man Lust auf die Stadt! Okay, andere Locations, aber die Brücke…

  2. 2
    Andi 

    Wenn du wiedermal gesund bist und auf Party gehst kannste mal berichten ob der Australische Gothic auch so’n kulturloser Karneval wie in Amerika ist ;-)

  3. 3
    Peter 

    …wahnsinn…

  4. 4
    admin 

    Mach ich… ;-) Das Forum scheint gothaix.de auch von der Themenwahl recht ähnlich zu sein, ich habe also Hoffnung.

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