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Weihnachtön

Donnerstag, November 12th, 2009 | Author:

Die Weihnachtszeit bricht unwiderruflich an. Jedes Jahr ist ja ein bisschen die Frage, wie lange man von dem Kommerzrummel verschont bleibt. In diesem Jahr war ein gewisses schwedisches Möbelhaus mein persönlicher Erstkandidat. Bereits Ende September prophezeite ein Plakat in besagtem Möbelhaus den baldigen Einbruch der kürzeren, dunkleren Tage und machte darauf aumerksam, dass dann ja auch bald die Weihnachtszeit anbreche. Jetzt ist natürlich alles vorbei, in der Stadt hängen Lichterketten und in den Supermärkten kann man sich vor Nikolausi und zartschmelzenden Zimt-Pralinees kaum noch retten. Auch im Weinladen beginnt die Saison, und Leute fragen nach lieblichem Rotwein zum Verschenken. Wir haben keinen lieblichen Rotwein, und was mein Chef von solchen Anfragen hält, schreibe ich hier nicht auf.

Obwohl ich sonst ein vehementer Gegner des Konsumterrors und Feierzwangs bin, und Weihnachten schon seit Jahren wenig Bedeutung für mich hat – mein Desinteresse an novemberlichen Geschenkplanungsaktionen hat meine perfekt durchorganisierte Schwester wohl das ein oder andere Mal ordentlich zur Verzweiflung getrieben – obwohl ich also bisher keine Disposition für Weihnachtlichkeit gezeigt habe, bin ich diese Jahr zugegebenermaßen nicht ganz immun. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass ich den letzten Winter in Australien verbracht habe – also dann, wenn dort Sommer ist. Von einem richtigen Sommer war zwar in Australien zu dieser Zeit nicht viel zu merken, aber ich hatte dementsprechend weder Herbst noch kuschelig kalten Winter. Die ekstatisch übertriebene Weihnachtsstimmung der Australier löste bei mir ein gewisses absurdes Entsetzen aus, da leuchtende Rentiere und Glitzerschneesterne neben Palmen und Miniröcken irgendwie… naja, ihr wisst schon.

Obwohl ich den letzten Winter nicht aktiv vermisst habe, scheint meine innere Uhr und kulturelle Prägung vom Nichtvorhandensein dieser Jahreszeit durchaus alarmiert worden zu sein, denn nun schlägt die Weiihnachtsstimmung bei mir ein wie eine Bombe, und ich würde am liebsten jezt schon Lichterketten an meine Yuccapalme hängen und Glühwein trinken…Das ich keine Weihnachtslieder trällere ist alles.

Seid ihr verzweifelt? Geht euch der ganze Weihnachtstrubel auf die Ostereier? Ich empfehle ein Jahr Pause, irgendwo auf Bali oder Samoa oder den Fidschiinseln. Vielleicht sieht es ja dann nächstes Jahr schon ganz anders aus… ;-)

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Essen und noch mehr Essen

Montag, Dezember 08th, 2008 | Author:

(sorry, der Artikel hatte sich irgendwie verhakt, jetzt ist er vollständig & fotoisiert!)

Ich weiss, das Thema ist in diesem Blog schon des öfteren angeklungen, aber es muss jetzt wirklich mal auf den Tisch kommen. Das dies geschieht ist zumindest in der westlichen Kultur auch fast unvermeidlich. Es geht um Essen. Nicht die Stadt, selbstverständlich, sondern mein augenblicklicher Lebensinhalt, der sich gerade in einen herrlichen Mango-Bananen Smoothie und einem frischgebackenen Bananenkuchen von Helen manifestiert (wobei das nicht auf den Tisch kommt sondern im Idealfall au Sofa oder Bett genossen wird).

Ich kann es nicht anders sagen, ich bin besorgt ums Essen. Was soll ich bloss tun, wenn ich wieder in Deutschland bin und nicht mehr an jeder Ecke für ein paar Dollar frisches Obst, frischgepresste Säfte, Smoothies und unglaublichste Sandwiches kaufen kann? Vielleicht darf ich hier etwas näher auf die Rezeptur meines momentanen Lieblingssandwiches eingehen: türkisches Fladenbrot mit Avocado, Salat, Tomate, Käse, Truthahn und Johannisbeersoße, $5/€2,50. Es muss jedoch gesagt werden, dass die Lamm – Doner Kebap Roll mit frischen Kräutern ($6/€3) von Erciyes um die Ecke dem Johannisbeersandwich gerade den Rang abläuft. Zu Erciyes – vermutlich bestes türkisches Restaurant in der südlichen Hemisphäre – zu gehen ist wie nach Hause kommen, was allein an der Sprache liegt, die nach all dem Englisch, Asiatisch und Indisch wie eine vertraute Melodie in meinen Ohren klingt. Leider ist der schwer australische Einschlag im Englisch des launenhaften Chefs kaum zu verdrängen, und ich musste kurz mit einem heftigen Anfall von Empörung ringen, als ich gefragt wurde, ob ich gerne Barbeque-Soße (!) auf meinen Döner (!) hätte. Doch nicht nur hier hat die Esskultur der Australier einen kleinen Hinkefuss, auch sprachlich ist sie, wenn es um türkische Cuisine geht der Deutschen unterlegen, lässt sich doch das schwungvolle und bedeutungsschwere “Döner macht schöner!” nur höchst unelegant ins Englische übersetzen.

Die Esskultur der Australier schliesst dafür zwei Gemüse ein, die wir durchaus kennen und anpflanzen, die allerdings in der deutschen Küche trotzdem unerklärlicherweise kaum vertreten sind: Kürbis und Rote Beete. Kürbis gibt es hier ständig und überall, als Gemüse, als Suppe, im Salat oder auf Pizza, geschmort, gedünstet, gekocht oder gegrillt. Rote Beete auch, überall da wo man sie unterbringen kann, im Salat, auf Sandwiches, Burgern oder in frischgepressten Säften.

Eine besondere Verzückung bietet das frische Obst, das en masse den Weg in meinen Kühlschrank und in meinen Magen findet. Im Grunde ist das ja gesund, doch leider sind zum Beispiel manch dicke sü0e Erdbeeren von knackiger, kühler weisser Schokolade umgeben, was nur in Maßen gesund ist. Doch wie soll man da widerstehen? Gerade werden die Kirschen reif, und der Kilopreis nähert sich stetig fallend der 5-Euro Grenze. Wobei dies immer noch teuer ist. Als freilaufend geborenes Landei hatte ich den Vorzug die süßesten und dicksten Erdbeeren direkt vom Feld mopsen zu koennen, und Kirschen entweder bei einer aufregenden Kletterpartie selbst zu entbaumen oder für drei Mark das Kilo (!) bei kirschgesegneten Nachbarn zu kaufen. Ein Teil der heutigen Kirschpreisproblematik ist wohl auf die besorgniserregende Dezimierung der Bienenpopulationen zurückzuführen, eine Tatsache die leider vielen Menschen entgeht. Wenn ich mal gross bin werd ich Imker! Und Ziegen möchte ich haben, dann kann ich meinen eigenen Ziegenkäse machen! Aber ich schweife ab.

Wenn man über die australische Küche schreibt, kann man Fast Food natürlich nicht völlig unerwähnt lassen. An dieser Stelle darf ich mich vielleicht einmal loben, habe ich mich doch trotz grosser Verführung nur mickrige zwei Mal im letzten halben Jahr im Genuß von Fish & Chips gesuhlt. Eine Gelegenheit davon war letzte Woche auf den Fishmarkets, ein von dreisten Möwen beherrschtes Terrain. Die Sonnenschirme über den Essenden werden hierbei von jeweils ein bis zwei Möwen besetzt und von diesen unter lautem Gekreisch verteidigt, um die Vorherrschaft über den Schirm und die sich darunter befindlichen bald anfallenden Essensreste zu verkünden.
Fastfood hatte ich also kaum bisher, dafür jedoch ungefähr siebentausend Mal thailändisch, indisch und chinesisch. Gerade zerbreche ich mir den Kopf, wie ich überleben soll wenn ich für ein Thaiessen plötzlich doppelt so viel bezahlen muss. In Rock-City gibt es wahrscheinlich nichtmal einen Thailänder! Das verstösst doch gegen die Grundrechte des Menschen!

Zur Linderung meiner Pein horte ich gerade Rezepte: Shepherds Pie, Limetten-Kokosnuss Kuchen, Zucchini-Feta Quiche, Süßkartoffelpfanne mit Pilzen und grünen Bohnen, Pasta mit Baby-Spinach und Scampis in einer Zitronensahnesoße mit Kokosmilch… nur eines lässt mich untröstlich: Thailändisches Curry kann man einfach nicht selber machen.

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Yumcha!

Donnerstag, Dezember 04th, 2008 | Author:

East Ocean Restaurant, Sydney-Chinatown

Sonntag morgen nahm mich Helen mit zu ihrem Geburtstagsessen. Es gab Yumcha. (‘Jamtscha’ gesprochen- ein hervorragender Schlachtruf, wie ich finde…) Yumcha sieht so aus, dass man sich zur Brunchzeit in einem völlig überfüllten Restaurant in Chinatown mit Kind und Kegel anstellt bis man einen Tisch bekommt. Dort lässt man sich dann nieder, bekommt Jasmintee serviert und wartet. Durch den Raum laufen Dutzende von Chinesen, die  Karren voller dampfender Schüsselchen und Bambusdosen vor sich herschieben. Man wartet bis einer vorbei kommt, dieser knödelt  dann irgendetwas Unverständliches, man fragt nach, das Unverständliche wird widerholt und dann einigt man sich am Tisch auf “yes” oder “no”. Wenn man “yes” sagt bekomt man etwas auf den Tisch gestellt und die Tischkarte bekommt einen Stempel.

Wenn man Pech hat bekommt man fritierte Hühnerfüsse oder Fischpampe serviert, wenn man Glück hat Huhn in Sesam-Honigmarinade, chinesischen Brokkoli, gegrillte Aubergine, Teigtaschen in verschiedensten Formen mit Schwein, Rind, Garnelen oder Gemüse gefüllt. So kann man sich stundenlang an Kleinigkeiten delektieren, Dinge probieren und hoffen, dass der Karren mit den Mangopfannkuchen bald vorbei kommt, bis man satt ist. Das Dumme an der Sache ist nur das man bis zum Schluss nicht die geringste Ahnung hat was das Ganze kosten wird. Aber darum geht es beim Yumcha nicht, und der Preis bleibt zwischen 20 und 30 Dollar extrem vertretbar.

Die Mangopfannkuchen kamen leider nicht mehr vorbei, so dass wir uns stattdessen zurück in die Chinatown-Promenade begaben. An einem kleinen Strassen-Fenster bestellten wir mit Vanillecreme gefülltes Fettgebäck, das unter Aufsicht einer hübschen Chinesin von einer fleissigen Maschine vor unseren Augen hergestellt wurde, und entzückend frisch und heiss war.

Alles in Allem eine grossartige Erfahrung, die unbedingt widerholt werden muss bevor ich das Land verlasse!

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WE01 – Beresford Hotel

Donnerstag, Dezember 04th, 2008 | Author:

Ich habe es in den letzten Tagen erfolgreich geschafft mich weitgehend vor der Arbeit zu drücken. So begaben wir uns Samstag nachmittag daran, Helens Geburtstag -hier haben alle im Dezember Geburtstag, einschliesslich drei meiner Mitbewohner, und eine Freundin sagte mir neulich sie kenne keinen ausser mir der im Juli Geburtstag hat. Komisch, ich kenne tausend Leute die im Juli Geburtstag haben. Meine persönliche und wie ich finde sehr einleuchtende Theorie ist, dass Leute im Winter einfach mehr Langeweile haben, zu Hause bleiben und Beschäftigung brauchen, was sich nachhaltig auf die Geburtenzahlen im Sommer auswirkt, der hier nunmal im Dezember stattfindet…Oder, um es kurz zu sagen: Hier wird im Juni gevögelt – Jedenfalls begaben wir uns daran Helens Geburtstag im schnieken Beresford Hotel zu feiern.

Das “Hotel” im Namen hat dabei nichts zu heissen, der letzte schäbige Pub hier heisst “Hotel”, vermutlich ein Überbleibsel aus Zeiten wo es sich dabei tatsächlich noch um Gasthäuser handelte. Manche bieten allerdings immer noch Zimmer an, und in den meisten Fälllen kann man dort ein günstiges Essen bekommen. Wenn man denn will. Standard: Steak with mashed potatoes & veggies. Veggies sind Vegetables. Die Australier sind grundsätzlich sprachfaul und kürzen alles ab was sich nicht wehrt. So heisst Footballgame schlicht und einfach “Footie”, Breakfast “Brekkie” (ich hab als Kind mal Brekkies gegessen, war gar nicht so schlecht ;-) ), Australian “Aussie” und selbst der Name des eigenen Landes wird von Australia auf ein geknödeltes “’strahya” abgekürzt.

Am Beresford Hotel gibt es aber nichts zu kürzen, ich habe Munkeleien gehört dass die Entwicklungskosten für den Laden um die 25 Milliionen Dollar betrugen, was man schon gerne glaubt wenn man allein die Toiletten sieht, die man gut und gerne als Club umfunktionieren könnte. Die Getränkepreise sind auch alles andere als kurz, dafür besteht das Serivicepersonal aus Halbgöttern, die Cocktails sind reines Ambrosia und das Licht ist so designed dass wirklich jeder unglaublich gut aussieht. Eine schöne Art, einen Samstagnachmittag zu verbringen.

(Für Leute die sich nicht mit Filemanagement herumschlagen müssen: Das WE01 steht für Wochenende Teil 01, wobei die 0 vor der 1 wichtig ist falls es einen 10., 11. oder anderweitig zweistelligen Teil geben sollte, was unwahrscheinlich ist, aber der Form halber trotzdem so sein muss damit die Namesgebung einheitlich bleibt. #-)

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Ihr Kinderlein kommet…

Sonntag, November 23rd, 2008 | Author:

Es weihnachtet sehr. Menschen trage kurze Kleidung und die Supermärkte sind voll amerikanischster Weihnachtsdekoration. Weihnachten isst man hier Fisch und anderes Meeresgetier, weil es angeblich zu warm für Braten ist. Das mit der Sommerhitze halte ich aber für ein Gerücht. Ja, vor ein paar Tagen war es mal zwei Tage heiss. Den Rest der letzten zwei Wochen hat es geregnet und war es kalt. So auch dieses Wochenende, an dem Nicole mich mit zur Central Coast nahm, wo sie herkommt. Leider hatten wir auf etwas besseres Wetter gehofft, und ich hatte Nicole geglaubt dass es trotz Regen auf jeden Fall warm sein würde. Leider war das nicht der Fall und ich fror mir zwei Tage lang rund um die Uhr den ab.

Trotzdem war es schön. Wir liefen stundenlang durch den Regen, einen Klippenpfad entlang, an dessen Rand im Busch schwarzverkohlte Bäume zwischen tausender schneeweissen Blumen hervorragten. Nach rechts sah man aufs weitoffene Meer, das in nebligen Dunst verschwand. Schroffe Schönheit und in Hauch düstere Mystik. An einer Felsküste beobachteten wir Pelikane und die schäumende Gischt, die meterhoch an den Klippen emporspritzt, und das Wasser, das durch die Löcher im Gestein gespült wird und über die Steine flutet. Aber ich will euch nicht mit Landschaftsbeschreibungen langweilen.

Eigentlich wollte ich mich beschweren, denn der Rest des Wochenendes war ein ziemliches Disaster. Dabei schien es Samstag noch recht vielversprechend anzufangen. Mein Chef nahm es gefasst hin, dass ich (kleine Notlüge miteingeschlossen) nicht dableibe, sondern zurück nach Deutschland gehe. Tapfer quälte ich mich durch drei weitere Fotoshootings mit Kleinkindern, die bespasst werden wollen, kreischen und weinen, Bälle werfen und zu der Kinder-CD herumhüpfen die ich schon das achte Mal diese Woche auf voller Lautstärke gehört habe. Dazu kommen die Eltern, die bei Laune gehalten werden müssen und sich nach einer zweistündigen Stresstortur noch in einem aufwendigen Auswahlprozess mit ungeschultem Verkauspersonal (Fotografen sind einfach keine Businessleute, und Cheffrauen immer zu geldgierig) für Fotos entscheiden müssen bei denen der kleinstmögliche Print 150 $ kostet.

Das kostet Nerven. Mit Freude sah ich dementsprechend einem entspannten Weiberabend an der Centralcoast mit Nicoles Freundin Shae entgegen, der viel gutes Essen und Wein beinhalten sollte. Aus irgendeinem Grund hatte ich nicht vorhergesehen dass Shaes hyperaktiver vierjähriger Sohn keinen Babysitter hatte, sondern aktiver, sehr lauter Teil unseres Abends sein würde. Der Kleine jellte alles was ihm einfiel (und das war eine Menge) in trommelfellzerfetzender Lautstärke heraus, und schon nach zwei Minuten im Auto betete ich, dass dies schnell ein Ende finden möge. Insbesondere hatte er sich den fruchtlosen Befehlston seiner Mutter angeeignet und gab seinen Wünschen laustark und von einem “NOW!” begleitet Ausdruck. Einzig wirksames Erziehungsmittel schienen gefakte Telefonanrufe der Mutter an die Polizei und Oma zu sein.

Verkaterte Mama und Kind hatten am nächsten Morgen Cornflakes zum Frühstück und mir war kotzeschlecht vor Hunger als wir nach elend langer Vorbereitung, Duschen, Anzieherei und Rumfahrerei in einem Cafe auch endlich etwas zwischen die Zähne bekamen.
Ich war heilfroh danach Mama und Kind zu verlassen, und war beruhigt das Nicoles kleine Nichte, die wir mit auf unsere Tour nahmen, ein ruhiges, nettes Kind ist. Ich war auch froh endlich im Zug zu sitzen, wo die anwesenden Kinder nicht zwei Stunden lang direkt in mein Ohr schrien, sondern ein paar Sitze weiter. Am allerfrohesten war ich aber als wir wieder in Sydney waren.

Meistens machen einen die Eltern und ihr Verhalten noch wütender als die Kinder. Unzählbare Male habe ich in den letzten zwei Wochen gedacht: “never!”. Aber was die ganze Situation vertrackt macht ist der andere Gedanke, dass man es selbst besser machen könnte, und wenn man all die wundervollen Familienfotos sieht, aus denen einen lachende Eltern (mit tiefen Augenringen die ich aber ja wegretuschiere) und süßeste Kinderlein anschauen, bekommt man doch manchmal ein oder zwei Sekunden lang Hormonwallungen…

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whata wank

Donnerstag, November 06th, 2008 | Author:

15 recommended for mature audiences only, contains mild coarse language and adult themes.

Nicht nur hat Obama diese Woche die Wahl zum Präsidenten gewonnen, was wir gestern abend gefeiert haben (obwohl ich eher gefeiert habe dass Bush weg ist und McCain NICHT gewonnen hat), es fand auch das grösste Pferderennen Australiens am Dienstag in Melbourne statt. Grund genug für halb Sydney sich in Cocktailgarderobe und Hüten gesellschaftlich zu verausgaben und trotz Finanzkrise die Dollars für Wetten aus dem Fenster zu schmeissen. Sogar Moe hat 85 Dollar gewonnen!

Was mich aber ein bisschen verstört und angewiedert zurück liess waren die Resultate meiner Recherchen darüber, wie die Jockeys es schaffen ihre Körpergewichte zu halten – jedes Pferd hat je nach Alter, Klasse, Geschlecht, Rennstrecke und so fort ein Maximalgewicht was erlaubt ist, und das lag beim Melbourne Cup um die 50 Kilogramm, kann aber bei normalen Rennen noch niedriger sein. Klein sein reicht da nicht! Um Gewicht zu verlieren hungern sich viele Jockeys hab zu Tode, haben Magersucht oder noch häufiger Bulimie. In den Umkleiden gibt es deswegen sogar auf vielen Rennstrecken spezielle Becken für das Erbrochene, was viele Jockeys nach einigen Trainingsjahren auch völlig ohne Zuhilfenahme des Fingers ans Tageslicht bringen können… *uärgh* Weitere beliebte und verbreitete Methoden zur Gewichtsabnahme sind übermässiges Schwitzen in Saunas, heissen Boxen und Gummianzügen sowie die Einnahme von Abführmitteln, Appetitzüglern und Sonstigem.

Das alles tun sie um sich dann auf ein nervöses Riesenvieh zu setzen das gemeinsam mit vielen anderen Riesenviechern mit 50-60 km/h zur Belustigung von dicken reichen Männern eine Rennstrecke entlangpest. Ein Sturz zieht fast zwangsläufig schwere körperliche Verletzungen mit dauerhafter Behinderung oder Todesfolge nach sich, dementsprechend hoch sind die Versicherungssummen und dementsprechend verzweifelt sind die Jockeys zu gewinnen. Aber das alles zeigt das Fernsehen nicht, es zeigt nur High Society Schönheiten mit extravaganten Hüten, reiche dicke Knacker und Sport.

Naja, wie sagt man: Jeder ist seines Glückes Schmied.

Ich habe gestern zum Beispiel acht Stunden ohne Pause retuschiert. Hinterher tat mein Arm weh und mein Magen war flau weil ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Meine Arbeitsmethoden sind wohl auch nicht die Humansten. Ranzi und der Chef haben wohl ein etwas angespanntes Verhältnis weil Ranzi ein unzuverlässiger, selbstgerechter Südamerikaner ist der sich benimmt als gehöre ihm das Studio und als wäre der Chef nur ein dummer alter Knacker. Es ist anzunehmen dass dieser tatsächlich in seinen Methoden ein wenig eingefahren ist, aber da ist ein ungesundes Arbeitsverhältnis am brodeln, dass sich gerade seinem Ende nähert.

Heute abend wird der Noel Chettle Art Price verliehen. Das heisst ich darf mich endlich mal wieder gesellschaftlich anerkannt völlig schwarz anziehen, extravagant schminken und antiken Silberschmuck tragen, um mit einem Gläschen Champagner durch die Gegend zu flanieren und die Künstlerin zu geben. Mit ein wenig Fortüne gewinne ich sogar etwas, wenn nicht kann ich mein “Werk” vielleicht trotzdem für ein paar Dollar verscherbeln. Da ich das Werk aber selbst nicht gerade für mein Schönstes halte wiege ich mich nicht in unnützen Hoffnungen.

Was ich allerdings hoffe ist dass die 2. Reparatur die heute morgen um sieben Uhr an unserer Toilette durchgeführt wurde, endlich erfolgreich war und wir nicht durch eine Pfütze waten müssen wenn wir das Badezimmer benutzen wollen. Ausserdem bekommen wir heute einen neuen Herd, was unser aller Kochkünste stimulieren und in neue Höhen katapultieren wird! Und doch, wir besitzen  so ziemlich die besteingerichteteste Studentenküche in ganz Sydney, aber unser Wasserkocher ist immer noch ein Haufen rottendes Plastik. Vielleicht ist der neue Herd ja ein Ansporn einen neuen zu kaufen.

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Heissa Epikur

Sonntag, Oktober 26th, 2008 | Author:

Zweieinhalb Tage habe ich es schon sehr elegant komplett ohne Süßigkeiten und nur einem Löffel Zucker ausgehalten, und sogar freiwillig ein Glas Wein an einem Freitag abgelehnt! Das mach mir mal einer nach! (Ein normaler Mensch, bitte) Es ist nicht so als würde ich den Verzehr von Süßigkeiten als Schwäche ansehen, viel mehr ist es andersherum, denn wahrer Genuß ist eine Kunst für sich, die weitaus mehr ist als die mondäne Aufnahme zuckerhaltiger Nahrungsmittel. Doch hab ich durchaus mit viel Bemühn auch Philosophie studiert, und halte es für sinnvoll sich in regelmässigen Abständen an die Erkenntnisse des weisen Epikur zu erinnern, gerade um den Genuß aus dem drögen Alltagskonsum zu befreien. Für Nichtphilosophen: Epikurs Theorie besagt grob vereinfacht dass man Bauchschmerzen kriegt wenn man zuviel isst oder sonst von irgendetwas zu viel macht, dass Askese allein aber auch doof und schädlich ist, und es am Klügsten ist wenn man die Askese geschickt dazu nutzt seinen Genuß  ins Unendliche zu steigern.  Männer machen manchmal ganz viel Sport udn trinken nichts damit hinterher das Bier besser schmeckt. Das ist nicht ganz was Epikur meinte, aber fast.

Wie auch immer, meine Bemühungen werden unterstützt durch eine sehr nette Kampanje, die auf die Risiken von Übergewicht hinweist und nützliche Tips zum Abnehmen gibt. Dazu muss man wissen dass es in Australien mehr übergewichtige Menschen gibt als irgendwo sonst auf der Welt, Amerika eingeschlossen, und das quasi das zweitgrösste Problem nach Hautkrebs ist.  Grund dafür ist einfach dass die Leute sehr relaxed sind und dementsprechend viel essen und falsch essen, es überall süßes Fettgebäck zu kaufen gibt (da ist jede deutsche Bäckerei ein Pups gegen) und einfach viel zu viel saufen. Gestern waren wir auf Kneipentour, und wenn man darauf achtet stellt man fest dass Frauen mit “Normalgewicht” (eine gesunde Fettschicht eingeschlossen) die Ausnahme sind. Fast alle Mädels haben drei, vier Kilo (oder mehr) zu viel drauf.

Ich sage: Heissa Epikur!

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Recession yippieyippieyeah!

Freitag, Oktober 17th, 2008 | Author:

Juhuu, Rezession!

Ich bin ein bisschen besorgt um meine Finanzen. Ich bin zwar ein typisches Mitglied der Generation Y, von BabyBoomer-Eltern finanziell verwöhnt, jobben kann man ja überall und irgendwie klappt das schon immer alles, aber gerade das ist besorgniserregend. Seien wir ehrlich, ohne Mami und Papi (und Stiefpapi und Omi und Opi und…) wäre ich wahrscheinlich nicht hier, oder mein Studium wäre ständig auf der Kippe.

Im Moment schmeisse ich mein Geld zum Fenster raus. Es geht kaum anders, alles hier erscheint unendlich teuer, unendlich verfuehrerisch und ständig steht irgendetwas an. Wenn man Leute treffen will geht man “lunchen”, oder man geht in ein Cafe oder einen Pub, wo man mir nichts, dir nichts 20-30 Dollar los ist. Eine kleine Erfrischung bei der Hitze 6 Dollar, eine Minieiskugel fuer 4 Dollar (was vor kurzem immerhin noch 2,40 Euro war!) und man ist in einer Woche locker 200 Dollar los.

Aber jetzt, jetzt wo alle hier besorgt sind weil die Banken in Gefahr sind und die USA die schlimmste Rezession seit DER Rezession hat, wo der Premierminister Kevin Rudd offizielle Ansprache im Fernsehen hält wie alle zusammenhalten müssen und man das gemeinsam schon schafft, bin ich in bester Laune! Besorgt über meine Finanzen habe ich nämlich gerade eben meinen Kontostand gecheckt, und anschliessend den augenblicklichen Wechselkurs, woraufhin ich in spontanen Jubel ausbrach! Ein Euro ist fast zwei Dollar wert! Ein Eis kostet jetzt nur noch 2 Euro und eine Flasche Wein 3! Der einzige Grund warum ich gerade nicht in der Gegend rumtanze ist weil ich schreibe. Ich kann nämlich jetzt ein ordentliches Thailunch inklusive 50 Cent Trinkgeld fuer völlig, völlig lächerliche 3,60 Euro erwerben!

Das ist gemein, aber grossartig! Einer meiner Mitbewohner ist Finanzjournalist und gerade ein bisschen besorgt, ich muss immer aufpassen dass ich nicht vor mich hinsumme wenn die Nachrichten kommen… Ich werde jetzt all mein Geld ganz schnell in Dollar transferieren. Auch kleine Spenden in europäischer Währung werden gerne entgegengenommen!

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Blutwurst

Donnerstag, September 25th, 2008 | Author:

Blutwurst ist eine deutsche, speziell koelsche Delikatesse. Eigentlich ist es von der Konsistenz mehr ein Kuchen als eine Wurst, aber ich glaube weil es in Gedaermen gemacht wird oder weil es eben aus Fleisch ist, ist es eine Blutkuchenwurst. Fuer Menschen aus anderen Laendern ist Deutschland ein Land in dem es nur ungeheure, fuerchterliche Speisen gibt. Ich persoenlich glaube dass das Essen in der mongolischen Steppe ungeheuer und fuerchterlich ist und Deutschland durchaus mit mehr aufwarten kann. Trotzdem, das Blutwurst-Image bleibt haften.

Doch als ich gestern mit einem schokoladenfarbigen jungen Menschen unterhielt der “kommerzielle Kocherei” studiert, fanden wir heraus, dass Deutschland in keinster Weise das Erbrecht fuer Blutwurst gepachtet hat. In seinem Heimatland naemlich, so berichtete er mir, pumpt man Blut in Gedaerme, wickelt das ganze in Bananenblaetter ein und tut Zwiebeln und allerlei Zeug dazu und laesst es im Erdofen zu einem Kuchen backen. Einem Blutwurstkuchen. Dem naechsten Ignoranten der die deutsche Kueche beschimpft werde ich erklaeren dass Blutwurst afrikanische Cuisine ist und kein Mensch auf der Welt was gegen Rosenkohl einwenden kann… (entschuldigt, ich provoziere einfach gerne. Aber ich mag Rosenkohl halt!)

Viel beschaemender als die Verleumdung der deutschen Kueche ist allerdings unser Wort fuer “nipple”. Ja, natuerlich, umgangssprachlich sagt man gerne mal Nippel. Aber eigentlich heisst es Brustwarze. Im australischen Fernsehen berichtete ein sehr poulaerer Moderator daher wahrheitsgetreu, dass die Deutschen ihre Nippel “breast-warts” nennen. Meine Mitbewohner fragten mich schockiert, ob das stimme. Ja, es stimmt. Natuerlich denkt bei uns kaum jemand an Fusswarzen oder andere Warzen wenn wir das Wort Bruistwarze hoeren, ja es hat sogar eine gewisse erotische Komponente erhalten, was in diesem Licht ploetzlich zimelich abartig erscheint, und bei Australiern nur unglaeubiges, angewiedertes Amusement erzeugt. Das tut mir leid fuer das Wort, es kann ja nichts dafuer.

Aber es gibt so viele schoene Dinge an der deutschen Sprache, und das tollste von allem ist die Silbe “ver”. Nirgendwo anders kann man einfach vor alles ein “ver” setzen und damit ganz neue Welten erschaffen. Verflucht, verfickt, verliebt, verdreht, verwechselt und vergaert. Veraergert. Verspaetet( bin ich).Und noch so viel mehr. Ich hatte ein ganz besonders tolles im Kopf das ich jetzt vergessen (ha!) habe, aber ich muss jetzt leider meinen Flieger nach Darwin erwischen, hoffend kein Kandidat fuer den gleichnamigen Award zu werden und mit dem festen Vorsatz ausschliesslich Mango und Kokosnussmilch zu konsumieren. Naja, und Pasta.

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Sommer

Dienstag, September 16th, 2008 | Author:

Es wird warm, und die Surfer kriechen aus ihren Löchern. Immer öfter sieht man junge Menschen die große Bretter in Säcken in den Bus hieven. Beim ersten Mal war ich noch etwas verdutzt und musste spontan an die Szene aus American Psycho denken, wo der wahnsinnig gewordene Businessman Patrick Bateman gerade sehr offensichtlich eine Leiche in ein Taxi schafft und von einem Bekannten überrascht wird: “Oh my God! Patrick! Where did you get this oversized bag?” Kurze Pause. “Jean Paul Gaultier.”

In Darwin, wo wir nächste Woche hinfliegen, ist es über dreissig Grad. Ich dachte daran, einkaufen zu gehen und die Strickjacke und die vier Schals in meiner Garderobe um einen Bikini, Sandalen und ein paar Shorts zu bereichern. Moe alllerdings sagte mir – frei übersetzt – dass ich bescheuert ware und gefälligst an den Strand fahren sollte bei dem schönen Wetter. Das habe ich dann auch gemacht. Bondi Beach ist der wohl Populärste von den x Stränden hier, und dort gibt es neben zahllosen Pubs, Cafes, Restaurants und Clubs auch genauso zahllos Läden für Strandmode.

Und da hing er dann, noch schöner als ich ihn mir in meinen jahrelangen Teenagerträumen hätte ausmalen können: Ein Häkelbikini, filigran, raffiniert, sündhaft. Auf dem kleinen Schild dass daran herunterbaumelte stand handgemalt der Preis: $120. Mein Herz wollte zerbrechen. Dann habe ich mein Bankkonto geplündert.

Habe ich erzählt, wie ich Sonnenmilch gekauft habe? Es war durchaus unterhaltsam… Zunächst haben mich meine Mitbewohner nach einigem verstohlenen Gekicher darauf hingewiesen dass es den Begriff “Sun Milk” nicht gibt.
Dann stand ich im Laden vor einem Regal voller Sonnenschutzpflege und hatte keine Ahnung. Nivea Sonnencreme kostete ungefähr 26$, also machte ich mich auf die Suche nach der günstigen, australischen Alternative. Es gab Sonnencreme für Kinder, Familien, Sportler, Strand, in weiss, klar oder mit blauem Farbindikator, auf Zinkbasis, natürlich und in Chemie, für viel Sonne, wenig Sonne, unölig, feuchtigkeitspendend, 2 Stunden wasserfest, 3 Stunden wasserfest, 4 Stunden wasserfest, schweissfest, und das ganze noch mit verschiedensten Lichtschutzfakturen von +5 bis +50. Ich entschied mich für Lf +30, die mittelteure Variante, Zink, weiss.
Im Gehen quetschte ich etwas in meine Hand und verteilte es zuversichtlich über Gesicht und Schultern. Ein Blick auf die verschmierten Ränder meines frischgewaschenen, tiefschwarzen schwarzen Oberteils und in den nächsten Spiegel verriet mir dass mit “weiss” tatsächlich und wirklich “weiss” gemeint war. Es half kein Reiben und Wischen, mein Oberteil war hin und ich sah aus wie ein extrem ungeschickter Junggruftie, der sich mit weisser Schminke für sein erstes Festival zurecht gemacht hatte…

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