(sorry, der Artikel hatte sich irgendwie verhakt, jetzt ist er vollständig & fotoisiert!)
Ich weiss, das Thema ist in diesem Blog schon des öfteren angeklungen, aber es muss jetzt wirklich mal auf den Tisch kommen. Das dies geschieht ist zumindest in der westlichen Kultur auch fast unvermeidlich. Es geht um Essen. Nicht die Stadt, selbstverständlich, sondern mein augenblicklicher Lebensinhalt, der sich gerade in einen herrlichen Mango-Bananen Smoothie und einem frischgebackenen Bananenkuchen von Helen manifestiert (wobei das nicht auf den Tisch kommt sondern im Idealfall au Sofa oder Bett genossen wird).
Ich kann es nicht anders sagen, ich bin besorgt ums Essen. Was soll ich bloss tun, wenn ich wieder in Deutschland bin und nicht mehr an jeder Ecke für ein paar Dollar frisches Obst, frischgepresste Säfte, Smoothies und unglaublichste Sandwiches kaufen kann? Vielleicht darf ich hier etwas näher auf die Rezeptur meines momentanen Lieblingssandwiches eingehen: türkisches Fladenbrot mit Avocado, Salat, Tomate, Käse, Truthahn und Johannisbeersoße, $5/€2,50. Es muss jedoch gesagt werden, dass die Lamm – Doner Kebap Roll mit frischen Kräutern ($6/€3) von Erciyes um die Ecke dem Johannisbeersandwich gerade den Rang abläuft. Zu Erciyes – vermutlich bestes türkisches Restaurant in der südlichen Hemisphäre – zu gehen ist wie nach Hause kommen, was allein an der Sprache liegt, die nach all dem Englisch, Asiatisch und Indisch wie eine vertraute Melodie in meinen Ohren klingt. Leider ist der schwer australische Einschlag im Englisch des launenhaften Chefs kaum zu verdrängen, und ich musste kurz mit einem heftigen Anfall von Empörung ringen, als ich gefragt wurde, ob ich gerne Barbeque-Soße (!) auf meinen Döner (!) hätte. Doch nicht nur hier hat die Esskultur der Australier einen kleinen Hinkefuss, auch sprachlich ist sie, wenn es um türkische Cuisine geht der Deutschen unterlegen, lässt sich doch das schwungvolle und bedeutungsschwere “Döner macht schöner!” nur höchst unelegant ins Englische übersetzen.
Die Esskultur der Australier schliesst dafür zwei Gemüse ein, die wir durchaus kennen und anpflanzen, die allerdings in der deutschen Küche trotzdem unerklärlicherweise kaum vertreten sind: Kürbis und Rote Beete. Kürbis gibt es hier ständig und überall, als Gemüse, als Suppe, im Salat oder auf Pizza, geschmort, gedünstet, gekocht oder gegrillt. Rote Beete auch, überall da wo man sie unterbringen kann, im Salat, auf Sandwiches, Burgern oder in frischgepressten Säften.
Eine besondere Verzückung bietet das frische Obst, das en masse den Weg in meinen Kühlschrank und in meinen Magen findet. Im Grunde ist das ja gesund, doch leider sind zum Beispiel manch dicke sü0e Erdbeeren von knackiger, kühler weisser Schokolade umgeben, was nur in Maßen gesund ist. Doch wie soll man da widerstehen? Gerade werden die Kirschen reif, und der Kilopreis nähert sich stetig fallend der 5-Euro Grenze. Wobei dies immer noch teuer ist. Als freilaufend geborenes Landei hatte ich den Vorzug die süßesten und dicksten Erdbeeren direkt vom Feld mopsen zu koennen, und Kirschen entweder bei einer aufregenden Kletterpartie selbst zu entbaumen oder für drei Mark das Kilo (!) bei kirschgesegneten Nachbarn zu kaufen. Ein Teil der heutigen Kirschpreisproblematik ist wohl auf die besorgniserregende Dezimierung der Bienenpopulationen zurückzuführen, eine Tatsache die leider vielen Menschen entgeht. Wenn ich mal gross bin werd ich Imker! Und Ziegen möchte ich haben, dann kann ich meinen eigenen Ziegenkäse machen! Aber ich schweife ab.
Wenn man über die australische Küche schreibt, kann man Fast Food natürlich nicht völlig unerwähnt lassen. An dieser Stelle darf ich mich vielleicht einmal loben, habe ich mich doch trotz grosser Verführung nur mickrige zwei Mal im letzten halben Jahr im Genuß von Fish & Chips gesuhlt. Eine Gelegenheit davon war letzte Woche auf den Fishmarkets, ein von dreisten Möwen beherrschtes Terrain. Die Sonnenschirme über den Essenden werden hierbei von jeweils ein bis zwei Möwen besetzt und von diesen unter lautem Gekreisch verteidigt, um die Vorherrschaft über den Schirm und die sich darunter befindlichen bald anfallenden Essensreste zu verkünden.
Fastfood hatte ich also kaum bisher, dafür jedoch ungefähr siebentausend Mal thailändisch, indisch und chinesisch. Gerade zerbreche ich mir den Kopf, wie ich überleben soll wenn ich für ein Thaiessen plötzlich doppelt so viel bezahlen muss. In Rock-City gibt es wahrscheinlich nichtmal einen Thailänder! Das verstösst doch gegen die Grundrechte des Menschen!
Zur Linderung meiner Pein horte ich gerade Rezepte: Shepherds Pie, Limetten-Kokosnuss Kuchen, Zucchini-Feta Quiche, Süßkartoffelpfanne mit Pilzen und grünen Bohnen, Pasta mit Baby-Spinach und Scampis in einer Zitronensahnesoße mit Kokosmilch… nur eines lässt mich untröstlich: Thailändisches Curry kann man einfach nicht selber machen.