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Heiss, heiss Baby…

Samstag, September 27th, 2008 | Author:

Nach einem kleinen, dreistuendigen Dauerlauf fuer Gepaeck, Bargeld und letzte Besorgungen quer durch Sydney der Flug ins Nirgendwoland. Ankunft: Kurz nach Mitternacht. Der Pilot singt ins Mikro dass es in Darwin gerade angenehme 28 Grad Celsius sind. Rica sitzt mit Jeans und Pulli neben mir. Das ist lustig. Erklaertes Motto unseres Aufenthaltes typisch bayrisch: Des bast scho.

Das Hostel ist gut, die Luft ist heiss und riecht nach Eukalyptus und frischem Testosteron, und wir verdrehen erstmal ein paar frischen deutschen Backpackern den Kopf. Auf dem Pool schwimmt eine Schicht Sonnenmilch und Schweiss, aber da man hier eh den ganzen Tag dreckig und verschwitzt ist macht das eher wenig Unterschied.

Backpacker sind seltsam, es scheint eine standardisierte Ausfuehrung beider Geschlechter zu geben. Serienmaessig eingebaut: keine Grenzen beim Biertrinken, durch nichts zu begeistern oder zu beeindrucken ausser Dingen die man auch zu Hause haben kann (Bier) und ohne jegliche Kultiviertheit.

more…

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Blutwurst

Donnerstag, September 25th, 2008 | Author:

Blutwurst ist eine deutsche, speziell koelsche Delikatesse. Eigentlich ist es von der Konsistenz mehr ein Kuchen als eine Wurst, aber ich glaube weil es in Gedaermen gemacht wird oder weil es eben aus Fleisch ist, ist es eine Blutkuchenwurst. Fuer Menschen aus anderen Laendern ist Deutschland ein Land in dem es nur ungeheure, fuerchterliche Speisen gibt. Ich persoenlich glaube dass das Essen in der mongolischen Steppe ungeheuer und fuerchterlich ist und Deutschland durchaus mit mehr aufwarten kann. Trotzdem, das Blutwurst-Image bleibt haften.

Doch als ich gestern mit einem schokoladenfarbigen jungen Menschen unterhielt der “kommerzielle Kocherei” studiert, fanden wir heraus, dass Deutschland in keinster Weise das Erbrecht fuer Blutwurst gepachtet hat. In seinem Heimatland naemlich, so berichtete er mir, pumpt man Blut in Gedaerme, wickelt das ganze in Bananenblaetter ein und tut Zwiebeln und allerlei Zeug dazu und laesst es im Erdofen zu einem Kuchen backen. Einem Blutwurstkuchen. Dem naechsten Ignoranten der die deutsche Kueche beschimpft werde ich erklaeren dass Blutwurst afrikanische Cuisine ist und kein Mensch auf der Welt was gegen Rosenkohl einwenden kann… (entschuldigt, ich provoziere einfach gerne. Aber ich mag Rosenkohl halt!)

Viel beschaemender als die Verleumdung der deutschen Kueche ist allerdings unser Wort fuer “nipple”. Ja, natuerlich, umgangssprachlich sagt man gerne mal Nippel. Aber eigentlich heisst es Brustwarze. Im australischen Fernsehen berichtete ein sehr poulaerer Moderator daher wahrheitsgetreu, dass die Deutschen ihre Nippel “breast-warts” nennen. Meine Mitbewohner fragten mich schockiert, ob das stimme. Ja, es stimmt. Natuerlich denkt bei uns kaum jemand an Fusswarzen oder andere Warzen wenn wir das Wort Bruistwarze hoeren, ja es hat sogar eine gewisse erotische Komponente erhalten, was in diesem Licht ploetzlich zimelich abartig erscheint, und bei Australiern nur unglaeubiges, angewiedertes Amusement erzeugt. Das tut mir leid fuer das Wort, es kann ja nichts dafuer.

Aber es gibt so viele schoene Dinge an der deutschen Sprache, und das tollste von allem ist die Silbe “ver”. Nirgendwo anders kann man einfach vor alles ein “ver” setzen und damit ganz neue Welten erschaffen. Verflucht, verfickt, verliebt, verdreht, verwechselt und vergaert. Veraergert. Verspaetet( bin ich).Und noch so viel mehr. Ich hatte ein ganz besonders tolles im Kopf das ich jetzt vergessen (ha!) habe, aber ich muss jetzt leider meinen Flieger nach Darwin erwischen, hoffend kein Kandidat fuer den gleichnamigen Award zu werden und mit dem festen Vorsatz ausschliesslich Mango und Kokosnussmilch zu konsumieren. Naja, und Pasta.

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Endlich – Unendlich

Samstag, September 20th, 2008 | Author:

Endlich kommt der Sommer! Ich war ein bisschen schadenfroh zu hoeren dass es bei euch grade kalt wird, nachdem es in Deutschland so lange heiss war und ich mir hier den Arsch abgefroren habe. Es ist heiss, so heiss dass meine Finger die Tastatur schweissbenetzen und ich ausser Shorts und einem duennen Hemdchen quasi nichts anhabe. Trotzdem kann ich nicht aufhoeren, Winterklamotten anzuprobieren, und das nicht nur weil sie verflucht guenstig und schick sind. Leichte Panik packt mich bei dem Gedanken, dass ich im Januar von 35 Grad in ein nasses, kaltes, blattloses, braunes Usselwetter komme und dann da stehe mit meinen Flip Flops, meiner bedenklichen Braeune und meinen Sommertops. Die Uni bietet Heimkehrvorbereitungskurse an. Ich bin ein Kandidat.

Ich hasse einkaufen. Besonders in der Grossstadt. Sydney ist ein echter Laufsteg, man  bekommt staendig praesentiert was man haben muesste, aber nicht hat und auch nicht im Laden finden kann. Oder man findet staendig Dinge die man auf keinen Fall braucht und trotzdem unbedingt haben muss (wie einen 120 Dollar teuren Bikini…) Sydney ist voll von Shopping-Malls. Ich habe mich aus Versehen heute in die Groesste verlaufen. Nein, ehrlich, man geht in einen kleinen Laden, landet in einer kleinen Arkade, steht plotezlich in einem riesigen Atrium mit tausend Gaengen, in einer anderen Arkade, in einem anderen Laden, einem anderen Atrium mit tausend Rolltreppen, sieben Stockwerken und wenn man wieder auf die Strasse tritt befindet man sich ploetzlich am anderen Ende der Stadt. 

Endlich! Heute abend ist der Gangsters Ball im Gaelic Club. Ich dachte das wird nur so ein kleines Grufti-Event, aber es ist schon seit Tagen ausverkauft. Anscheinend wird es ein richtig aufwendiges Spektakel mit Burlesque-Vorfuehrungen, professionallen Swing-Dancern und Zigarettenverkaeuferinnen mit Bauchlaeden. Das hoert sich schwer nach einer Absinth-Nacht an… Zuerst dachte ich schon ich muesste alleine gehen, weil ich meine Karte schon lange vorher bestellt habe und alle die mitwollten zu spaet dran waren, aber Nicole hat gestern noch jemanden im Gaelic Club becirct und eine Karte organisieren koennen.

Irgendwie sind die Sydneysider viel kulturorientierter, hier ist staendig was los und die Leute gehen einfach unglaublich viel aus und nutzen alle Gelegenheiten um was zu erleben. Vielleicht sind wir in Europa zu verwoehnt, und nutzen die vielen Moeglichkeiten einfach nicht.   

Unendlich lange kann man hier nach Jobs suchen! Die ganzen Backpacker machen den Arbeitsmarkt zur Hoelle. Langsam wird es aber notwendig, mein Zimmer ist zwar vergleichweise guenstig, aber 400 Euro im Monat sind immer noch ziemlich happig. Das einzige worueber ich mich grade ein bisschen freuen kann ist dass der Dollarkurs im Moment so niedrig ist…

 

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This is not a blockbuster 2

Dienstag, September 16th, 2008 | Author:

Heute haben wir gefilmt, wenn man das so nennen kann. Die Filmidee war grob Folgende:
Sieben Uhr morgens, die Sonne geht auf. Man sieht eine friedliche Landschaft, dann einen Mann, schwitzend, angespannt, der sich in Armeeklamotten durchs Unterholz kämpft. Er überwindet einen Sicherheitszaun und dringt in einen bewachten Komplex ein. In diesem Komplex sitzt zur gleichen Zeit in einem stinknormalen Büro ein anderer Typ, träge, mit Bauarbeiterdekolletee, der sich um 5 vor 7 vor seinen Computer setzt und ein Wargame spielt. Beide werden von einem etwas älteren, donutessenden Sicherheitsbeamten über Monitore beobachtet. Der Armeetyp stürmt das Gebäude, zieht sich um und setzt sich in netten Alltagsklamotten neben den anderen an den nächsten Computer wo er einer ganz normalen Schreibtischarbeit nachgeht. Das Ganze lebt von der Aesthetik der Bilder, dem Sound und der Tatsache dass der Zuschauer am Anfang nicht genau weiss, was abgeht.

Heute ging es um die Outdoorszenen. Aus reiner Menschlichkeit hatte ich nicht darauf bestanden dass wir um sieben Uhr morgens drehen, was vom Licht her natürlich am besten gewesen ware. 9:30 war abgemacht. Die anderen kamen über eine Stunde zu spät weil sie es nicht für nötig befunden hatten sich von den über 360 Hektar großen Centennialparklands eine Karte auszudrucken. Ich hatte die ganze Zeit gewartet, es war viertel nach elf und die Sonne stand senkrecht am Himmel als wir anfangen konnten zu filmen. Der Lichteinfall hätte kaum weiter von sieben Uhr morgens weg sein können wenn es Mitternacht gewesen wäre.
Audrey war für den Schauspieler zuständig gewesen, der gut aussah und einen kahlgeschorenen Schädel hatte, aber dessen Outfit in keinster Weise der Idee entsprach. Er trug weisse Turnschuhe, seine “Armeehose” war eine Baggypants in Camouflage, sein braunes T-Shirt mit Aufdruck musste auf links gedreht werden und sein Armeerucksack war ein blauer, kleiner Schulrucksack. Dass ich aus gutem Grund extra darauf aufmerksam gemacht hatte dass weisse Turnschuhe so ziemlich das Letzte waren was er anziehen sollte hatte Audrey vergessen, und ohne den Armeerucksack sah das Ganze aus als hätte er sich verirrt.

Aus irgendeinem Grund glauben die meisten Leute, dass Kameras magische Gegenstände sind, die jegliche Banalität ausblenden und ganze Fantasiewelten von alleine auf den Bildschirm zaubern können. Leider stimmt das nicht, und statt eines Kämpfers in den frühen Morgenstunden in der Wildnis filmten wir nun einen Studenten der nachmittags durch einen Park hopst.

Danach hatte ich noch 25 Minuten um meinen Bus zum Capoeira zu bekommen. Ich brauchte rennenderweise zwanzig Minuten durch den ganzen Park bis nach Hause, zog beim Schlüsselumdrehen meine Hose aus, klatschte eine Scheibe Käse auf ein Toast während ich meine Sporthose anzog, rannte die Straße hinunter und verpasste den Bus.
Jetzt trinke ich einen Tee und weiss zwei Dinge: Warum 90 Prozent meiner Freunde Bundeswehrrucksäcke haben und warum ich einfach kein Mensch für Gruppenarbeit bin.

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Sommer

Dienstag, September 16th, 2008 | Author:

Es wird warm, und die Surfer kriechen aus ihren Löchern. Immer öfter sieht man junge Menschen die große Bretter in Säcken in den Bus hieven. Beim ersten Mal war ich noch etwas verdutzt und musste spontan an die Szene aus American Psycho denken, wo der wahnsinnig gewordene Businessman Patrick Bateman gerade sehr offensichtlich eine Leiche in ein Taxi schafft und von einem Bekannten überrascht wird: “Oh my God! Patrick! Where did you get this oversized bag?” Kurze Pause. “Jean Paul Gaultier.”

In Darwin, wo wir nächste Woche hinfliegen, ist es über dreissig Grad. Ich dachte daran, einkaufen zu gehen und die Strickjacke und die vier Schals in meiner Garderobe um einen Bikini, Sandalen und ein paar Shorts zu bereichern. Moe alllerdings sagte mir – frei übersetzt – dass ich bescheuert ware und gefälligst an den Strand fahren sollte bei dem schönen Wetter. Das habe ich dann auch gemacht. Bondi Beach ist der wohl Populärste von den x Stränden hier, und dort gibt es neben zahllosen Pubs, Cafes, Restaurants und Clubs auch genauso zahllos Läden für Strandmode.

Und da hing er dann, noch schöner als ich ihn mir in meinen jahrelangen Teenagerträumen hätte ausmalen können: Ein Häkelbikini, filigran, raffiniert, sündhaft. Auf dem kleinen Schild dass daran herunterbaumelte stand handgemalt der Preis: $120. Mein Herz wollte zerbrechen. Dann habe ich mein Bankkonto geplündert.

Habe ich erzählt, wie ich Sonnenmilch gekauft habe? Es war durchaus unterhaltsam… Zunächst haben mich meine Mitbewohner nach einigem verstohlenen Gekicher darauf hingewiesen dass es den Begriff “Sun Milk” nicht gibt.
Dann stand ich im Laden vor einem Regal voller Sonnenschutzpflege und hatte keine Ahnung. Nivea Sonnencreme kostete ungefähr 26$, also machte ich mich auf die Suche nach der günstigen, australischen Alternative. Es gab Sonnencreme für Kinder, Familien, Sportler, Strand, in weiss, klar oder mit blauem Farbindikator, auf Zinkbasis, natürlich und in Chemie, für viel Sonne, wenig Sonne, unölig, feuchtigkeitspendend, 2 Stunden wasserfest, 3 Stunden wasserfest, 4 Stunden wasserfest, schweissfest, und das ganze noch mit verschiedensten Lichtschutzfakturen von +5 bis +50. Ich entschied mich für Lf +30, die mittelteure Variante, Zink, weiss.
Im Gehen quetschte ich etwas in meine Hand und verteilte es zuversichtlich über Gesicht und Schultern. Ein Blick auf die verschmierten Ränder meines frischgewaschenen, tiefschwarzen schwarzen Oberteils und in den nächsten Spiegel verriet mir dass mit “weiss” tatsächlich und wirklich “weiss” gemeint war. Es half kein Reiben und Wischen, mein Oberteil war hin und ich sah aus wie ein extrem ungeschickter Junggruftie, der sich mit weisser Schminke für sein erstes Festival zurecht gemacht hatte…

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Notizen und Beobachtungen 04

Donnerstag, September 11th, 2008 | Author:

Ich glaube Chai Latte wird mein neues Lieblingsgetränk. Es ist extrem stresslindernd und nur mässig sündhaft. Es handelt sich um Gewürztee mit aufgeschäumter Milch. Hört sich komisch an, schmeckt als wäre es gerade heiss aus den zimtenen Nippeln der Himalayagöttin geflossen. Chai Latte kriegt man hier wirklich überall, aber den Besten den ich bisher getrunken habe gibt es auf dem Campus. Im Moment laufe ich mindestens ein- bis zweimal am Tag zur Cafeteria.

Die Australier sind manchmal so entspannt, dass es intim wird. Wie soll man es zum Beispiel verstehen wenn einem ein Verkäufer zum Abschied zwinkernd wünscht: “Have a good one!”? Oder wenn eine gleichaltrige Verkäuferin einem im Gemüseladen zuflötet: “A lovely night to you, darling!” Das ist auf jeden Fall eines von den Dingen die ich vermissen werde wenn ich wieder in der Servicewüste Deutschland bin.

Ricarda (die mit der ich nichts zu tun haben wollte und die gerade zu meiner besten Freundin hier wird… :-) ) und ich fliegen in der Spring Break nach Darwin, der nördlichsten Stadt Australiens im Northern Territory. Dort gibt es auch die ganzen Krokodilfarmen und Crocodil Dundees. Wir werden Wasserfälle sehen und den Regenwald, Krokodile und uralte Aborigini-Kunstwerke. Ach ja, in Darwin ist es ausserdem gerade dreissig Grad und es gibt traumhafte Sandstrände dort.

Kostenmäßig ist es leider der Entfernung angemessen, nämlich so als würde man nach Tunesien fliegen. Zeitmäßig ist ein Job gerade so gut wie unmöglich, aber im November habe ich einen Monat komplett frei bevor mein Freund kommt, und ich überlege in der Zeit einfach Vollzeit irgendwo zu arbeiten.

Apropos Freund. Zwar hält sich das Heimweh in Grenzen, aber wenn Helen und Moe kichernd mit Tellern voller Kuchen mit Erdbeeren und Schlagsahne auf ihr Zimmer verschwinden oder sich morgens gegenseitig mit Spiegelei füttern oder sich darueber streiten wer dran ist mit diesem oder jenem wird mir doch schon ein bisschen weh ums Herz. Gerade kommt mir mein Teddybär einfach ein bisschen klein vor.

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This is not a Blockbuster

Donnerstag, September 11th, 2008 | Author:

Ich bin stressanfällig. Stress ist wenn man viel zu frueh aufwacht und schon darueber nachdenkt was man den ganzen Tag machen, schreiben, sagen wird; wenn man sein Fruehstueck im Stehen oder vor dem Computer einnimmt und verdrängt dass man pinkeln muss weil einem die Arbeit so dringend erscheint. Es ist ein Zustand der durchaus einen gewissen Reiz hat weil er einen wach, auf Trab und leistungsfähig hält.

Allerdings geht das nicht lange gut, und entweder man tendiert zu Rotwein, Schokolade, Zigaretten oder Schlimmerem als Ausgleich, oder der Körper sagt irgendwann: “Hey Babe. Ende im Gelände.” zum Beispiel durch Magen- oder Kopfschmerzen siebten Grades.

So weit kommt es bei mir eigentlich nicht, aber gerade fuehle ich durchaus ein bisschen durch die Mangel gedreht, weil ich von morgens bis abends nur umherhetze und versuche Dinge zu organisieren und zu regeln. Eines davon ist meine doofe Marketing-Gruppe, die voellig unstrukturierte idiotische Arbeitsmethoden verfolgt. Ich vermute dass die Asiaten trotz aller Bemühungen das grundlegende Konzept des Kapitalismus noch nicht so richtig verstanden haben, denn von vernünftiger Arbeitsteilung haben die keine Ahnung. Statt uns zusammenzusetzen und unsere Ideen zusammen zu werfen schreibt jeder sein eigenes Ding und hinterher wird höflich versucht aus vier grundverschiedenen, arbeitsintensiven Elaborationen eine einzige kurze und sinnvolle Analyse zu erstellen. Das Grandioseste an der Sache ist allerdings dass man am Ende des Semesters seine Gruppenmitglieder bewertet, was einen direkten Einfluss auf die Note hat.

Gruppenarbeit und Erfahrungen sammeln schön und gut, aber nach einer Woche Entschuldigungen, Bemühungen und dem Versuch ein Ergebnis zu erzielen ohne jemandem auf die Füße zu treten habe ich meine Meinung ziemlich klar gesagt und wir haben das erste Mal zusammen gearbeitet.  Es war erfolgreich,  zumindest in meinen Augen, und ehrlich gesagt ist mir mittlerweile egal ob ich hinterher einen Arschtritt bekomme.

Eine andere Sache ist der Film, den ich mit meiner (uebrigens sehr netten, hilfreichen und engagierten) Digital Video Gruppe drehe. Wir habe ein fertiges Storyboard und einige hübsche Ideen, aber jeder von uns hat noch drei andere Kurse, Arbeit und Stress, und es stellt eine organisatorische Unmöglichkeit dar die Crew, Akteure und Equipment an einem geeigneten Ort zu einer geeigneten Zeit zusammenzubringen. Zudem bleiben uns zum Filmen nur zwei Wochen, was angesichts der Umstände schrecklich ist.

Dazu kommt dass ich auch noch bei einem fremden Film mitspiele. Erinnert sich jemand an den schwulen Filmstudenten mit dem ich in den Blue Mountains war und der unbedingt nach Deutschland ziehen will? Er dreht gerade einen Kurzfilm ueber wiedergefundene Stasiakten und ich spiele eine zynische Frau deren Vater damals von der Stasi…kennen wir ja. Ich habe sogar versucht dafür meine Haare schwarz zu tönen, aber es hat nicht geklappt. Wir drehen morgen.

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Sirenengesang

Freitag, September 05th, 2008 | Author:

Es war so, dass meine Mitbewohnerin Helen meine Abendplanung durcheinanderbrachte, indem sie mir folgende SMS weiterleitete:

Channel ? Warehouseparty, 8 stages, bands, DJ’s. call 0424..(bla) after nine to find out where it is. Biggest party of the year!

Ich dachte zunächst es handle sich um eine Verarsche ala “Hey ich will dich unbedingt wiedersehen, ruf mich doch unter 0190 666 666 zurück!”

Doch Helen versicherte mir dass es sich tatsächlich um eine Party handle. Events dieser Art dienen dazu unangemeldet in alten Fabrikgebäuden oder sogar mitten im Busch eine Party zu feiern und dabei der Drogenkontrolle durch die Polizei zu entgehen.

Um viertel nach Neun war eine Ansage auf dem Band die die Lokalität der Party verriet. Wir hatten Glück, die Party war mitten in der Stadt. Als wir ankamen stand die halbe Strasse voll, es war ein altes weisses Lagerhaus aus dem dumpf Musik dröhnte und in das Menschen unablässig hineinströmten. Drinnen gab es Lichtanlagen, aber der meiste Strom wurde in die Musik gepumpt und es dauerte eine Weile bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Das ganze Haus bebte und vibrierte, die Wände waren nass von Schweiss und es roch nach Gras. Kein Eintritt, keine Ausweiskontrolle, keine Verbote. Keine Toiletten, aber immerhin wurden in einer Ecke Getränke aus Kartons verkauft. Unmöglich zu sagen wie viele Menschen die engen Stiegen hoch und runter gingen, wie viele Räume es gab und in wie viele Ecken sich Leute herumdrückten, aber ich schätze das es über zweitausend Leute waren. Ich fragte mich wie lange es dauern würde bis die Polizei aufkreuzte.

Gegen ein Uhr kämpfte sich ein Polizist in Warnweste durch den Raum in dem wir waren bis zum DJ durch. Die Musik verstummte, was im Grunde aber kaum einen Unterschied machte da eine Wand weiter andere Boxen hämmerten. Plötzlich waren nur noch zwei Drittel der Menschen da. Kaum war der Polizist verschwunden, ging die Musik wieder los und alles jubelte. Ich hätte mir nichts sehnlicher gewünscht als zu sehen wie lange die Party standhaelt und mich von den Bullen rauskehren zu lassen, aber die anderen Mädels waren weniger wagemutig und wollten gehen. Als wir auf die Strasse traten sahen wir eine Meute von Polizisten in einiger Entfernung stehen und warten. Die Strasse war zu beiden Seiten gesperrt. Von oben klirrte es und Glassscherben rieselten auf uns herab. Wir bekamen jedoch nichts ab, eine Scherbe landete auf meinem Arm, der Rest hinter uns. Jemand brüllte mit einem Megaphon, das Einsatzkommando ordnete sich und noch ehe wir auf der anderen Strassenseite waren stürmten zwanzig bis dreissig Bullen das Gebäude.

Ein grosser Knall kam jedoch nicht, es gingen Lichter an, Leute fingen an die Scheiben auf drei Stockwerken zu zertrümmern und Graffitti von innen zu sprühen und ein Scheinwerfer beleuchtete das Gebäude von aussen. Dazu kam ein Helikopter, der knatternd über Parramatta Road kreiste und mit seinem Suchscheinwerfer die Szenerie um ein weiteres Licht erhellte.

Ich fand es grossartig.  

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Vorwort

Freitag, September 05th, 2008 | Author:

Man merkt, dass die Austauschstudenten tatsächlich alle zusammenhängen. Kaum einer ausser mir (hähä) kennt viele Australier, und wenn ich Angebote bekomme irgendwohin rauszugehen geht es meistens zu Touristenclubs vor denen meine Mitbewohner mich gewarnt haben… Nichtsdestotrotz, es ist schön auch mal die eigene Srache sprechen zu können und sich ohne Beschränkungen in gewohnter Art und Weise ausdrücken zu können. Zudem teilen wir alle die gleichen Probleme mit der Reiseplanung. Es ist seltsam, die Menschen die hier leben sehen in ihrem ganzen Leben weit weniger von Australien als ein Besucher in ein paar Wochen. Das Gleiche gilt genauso gut für Europa, wovon meine Mitbewohner tausendmal mehr gesehen haben als ich. Dann findet man sich in Diskussionen wieder ob Brüssel eine langweilige Stadt ist und merkt, dass der Australier einem gegenüber mehr Ahnung von der Stadt hat als man selbst. Ha, aber ich werde nicht hier weggehn ohne dass allen im Hause Aachen tief in den Knochen steckt!   

Aber eigenlich wollte ich von was ganz anderem erzählen. Ja, schon wieder von einer Party. Wovon auch sonst? Ich könnte von meinem Strandspaziergang erzählen, von den wundervollen Farben des Meeres, dem türkisgrünen Schimmern der Wellen, den bizarren und fantasievollen Strukturen der Felsen, dem Friedhof auf den Klippen und den hässlichen Häusern die irgendwelche Idioten dorthin gebaut haben. Aber ganz ehrlich, das ist doch langweilig, oder? Jedenfalls wenn man von einer völlig illegalen Raveparty erzählen kann…

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Tangoqueen

Freitag, September 05th, 2008 | Author:

Ein gewisser Wagemut hat seine guten Seiten, denn ohne denselben ware ich wohl nicht mit meinem Freund zusammen. Dieser ist nämlich mit der stoischen Ausgeglichenheit eines Schafs gesegnet und wollte sich in der recht einseitigen Initiationsphase unserer Beziehung weder durch verschämtes Gekicher, unverschämtes Starren noch durch schamlose Bemerkungen aus der Ruhe bringen lassen.

 Ich bin in Freud’s Theorie nicht so gut bewandert, aber ich kann mir vorstellen dass Extrovertiertheit auf ein ausgeprägtes “Es” hindeutet, während hinter Introvertiertheit eher eine unterdrückte Bedürfniswelt steckt. Ich bin vermutlich eher extrovertiert, da recht gerne als Erstes am Buffet. Das hat einen einfachen Grund: Man kriegt einfach mehr!

 

Was passiert also, wenn eine gute Fidel-Band kundtut dass das nächste Lied ein Tango sein wird und das beste Tanzpaar eine CD bekommt? Gar nichts, es bleiben nämlich alle sitzen und starren auf die halbdunkle Fläche vor den Stuhlreihen weil keiner sich traut zu tanzen. Ausser mir natürlich. Festen Schrittes gehe ich nach vorne, ergreife meinen Schal in klassischer Tanzpose mit ausgestrecktem Arm und beginne mit gebeugten Knien und feierlichem Gesicht im Rhythmus der Musik das Parkett abzuschreiten. Verhaltenes Luftanhalten und Wispern in der Menge.

Nahe an der Bühne steht ein junger Mann mit einem Bier in der Hand. Er scheint beeindruckt, betritt aber die Tanzfläche mit einem Habitus, der keinen Zweifel daran lässt dass er es mit mir aufnehmen will. Er prostet mir zu und fordert mich damit quasi zum Tanz auf.

Ohne uns zu berühren tanzen wir nun minutenlang umeinander herum, aneinander vorbei, nebeneinander und miteinander. Dabei wandert das Bierglas als Ersatz für die unerlässliche Tangorose zwischen und hin und her, es entspinnt sich ein kleines Spiel und die Luft im Raum fängt spürbar an zu knistern. Hinterher geben wir uns die Hand, aber geredet habe ich kein Wort mit ihm.

Erst am Ende des Liedes gibt die Band zu dass es hinterhältig ist Leute zum Tanzen aufzufordern und dann ein sieben Minuten langes Stück zu spielen. Dafür bekommen wir johlenden Applaus und jeder eine CD.

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